Franziskus verurteilt Gewalt gegen Frauen

Papst macht den Amazonasvölkern Mut - Tag 1 in Peru

Veröffentlicht am 20.01.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Papst macht den Amazonasvölkern Mut - Tag 1 in Peru
Bild: © KNA
Live-Ticker

Puerto Maldonado  ‐ An seinem ersten Tag in Peru besucht der Papst einen entlegenen Winkel des Landes. Die indigenen Einwohner nennen ihn "Niemandsland". Doch Franziskus widerspricht vehement.

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Der zweite Teil der Lateinamerikareise von Papst Franziskus hat begonnen. Bei der Ankunft im peruanischen Lima wurde das Kirchenoberhaupt gestern begeistert empfangen. An seinem ersten Tag in Peru besucht Franziskus heute Amazonien und trifft Indigene. Alles weitere zum Peru-Besuch des Papstes erfahren Sie im katholisch.de-Live-Ticker.

23:20 - Papst geißelt Korruption als "Virus"

Papst Franziskus hat die Verantwortungsträger in Peru aufgefordert, mehr gegen Raubbau an der Natur, Menschenhandel und Korruption zu tun. In einer Rede vor Regierungsmitgliedern, Diplomaten und weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens am Freitagnachmittag (Ortszeit) in Lima drängte er darauf, "die Menschen und Völker vor Ort als vollwertige Gesprächspartner zu hören, anzuerkennen und zu respektieren". Der Papst warnte vor den Schatten über dieser Hoffnung: illegalem Bergbau, Umweltverschmutzung, Sklaverei und Kriminalität.

Als eine andere, "oft subtile Form der Umweltverschmutzung" nannte er die Korruption. Dieses "Virus" habe viele Völker und Demokratien Lateinamerikas befallen. Korruption sei vermeidbar; dafür brauche es aber den Einsatz aller. Vor allem sei mehr "Transparenz bei öffentlichen Einrichtungen, im privaten Bereich und in der Zivilgesellschaft" nötig. Gerade die Vergabe von Konzessionen für die Rohstoffgewinnung in Peru erfolgt oft nach undurchsichtigen Kriterien.

Auf seiner dreitägigen Reise nach Peru war der Papst am Donnerstagabend in Lima gelandet, am Freitagmorgen aber zuerst ins Amazonasgebiet im Südosten des Landes geflogen. Von dort kehrte er am Nachmittag in die Hauptstadt zurück. Nach der Ansprache im Präsidentenpalast ist noch eine private Begegnung mit Mitgliedern des Jesuitenordens vorgesehen.

Am Samstag fliegt Franziskus in die nördliche Küstenstadt Trujillo. Dort will er am Vormittag (Ortszeit) eine Messe feiern und einen Stadtteil besuchen, der von schweren Überschwemmungen im Zuge des Klimaphänomen El Nino betroffen war. Nachmittags sind eine Begegnung mit Priestern und Ordensleuten sowie eine Marienandacht vorgesehen, bevor der Papst am Abend nach Lima zurückkehrt.

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19:20 - Papst: Junge Indigene als gesellschaftlicher Motor gebraucht

Papst Franziskus hat die jungen Menschen indigener Amazonasvölker aufgefordert, sich zu qualifizieren und die Gesellschaft entscheidend mitzugestalten. "Findet euch nicht damit ab, das Schlusslicht der Gesellschaft zu sein. Wir brauchen euch als Motor!", sagte er am Freitagmittag (Ortszeit) bei einem Treffen mit einigen hundert Kindern, Jugendlichen und deren Betreuern in einem Kinderheim im südperuanischen Puerto Maldonado.

Die jungen Menschen sollten einerseits auf die Weisheit ihrer Großeltern hören, ihre Tradition wahren und andererseits gleichzeitig studieren, sich weiterbilden. Damit wiederholte Franziskus einen Appell aus seiner Rede vor den Amazonasvölkern am Vormittag. "Wir brauchen euch als authentische junge Menschen, die stolz darauf sind, zu den Amazonasvölkern zu gehören", sagte der Papst gegen das oft verbreitete Minderwertigkeitsgefühl indigener Jugendlicher.

Die westlichen Gesellschaften benötigten "oftmals eine Kurskorrektur - und ihr, die jungen Menschen der angestammten Völker, könnt dabei sehr viel helfen", bat Franziskus. So könnten sie einen Lebensstil lehren, "der auf der Pflege und nicht der Zerstörung all dessen gründet, was sich unserer Habgier widersetzt".

Nach dem Besuch im Kinderheim begab sich der Papst in ein kirchliches Sozial- und Begegnungszentrum; dort isst er zur Stunde mit neun Vertretern indigener Völker zu Mittag. Anschließend ist der Rückflug nach Lima vorgesehen. Dort trifft Franziskus am Nachmittag (Ortszeit) im Präsidentenpalast mit Vertretern von Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft zusammen.

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18:45 - Franziskus verurteilt Macho-Kultur und Gewalt gegen Frauen

Bei seinem Besuch in der Amazonasregion hat Papst Franziskus Gewalt gegen Frauen und eine verbreitete Macho-Kultur verurteilt. "Es ist uns nicht erlaubt, wegzuschauen und zuzulassen, dass auf der Würde so vieler Frauen, besonders der jüngeren, 'herumgetrampelt' wird", sagte Franziskus am Freitagmittag (Ortszeit) vor Bewohnern der peruanischen Stadt Puerto Maldonado.

Zugleich verdammte der Papst die "Sklaverei", die in der Region um sich greife. Viele Menschen auf der Suche nach Obdach, Land und Arbeit seien in die Region Madre di Dios ausgewandert. Viele hätten auf das "verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens gesetzt"; doch das sei zu einem Götzen geworden, der Menschenopfer fordere.

Eine Frau und ein Mann hatten dem Papst zuvor gedankt, dass der Papst sie in diesem angeblichen "Niemandsland" besuche. "Ihr seid kein Niemandsland!", sagte Franziskus unter dem Jubel der Menge. "Das Land hat eine Namen, es hat Gesichter: Es hat euch", sagte er und stellte den Menschen erneut die Vielfalt, die sie selbst darstellten, als Bereicherung vor.

Diese dürfe nicht zunichtewerden durch eine "Wegwerfkultur", so Franziskus weiter. Nicht nur Bäche, Flüsse und Wälder würden ausgenutzt bis zum Letzten und dann als unbrauchbar zurückgelassen, sondern auch Menschen. Die falschen Götter von "Gier, Geld und Macht verderben alles", warnte Franziskus. Daher sollten sich die Menschen "weiter in Bewegungen und Gemeinschaften" organisieren, um dieser Probleme Herr zu werden.

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17:50 - Papst beklagt "tiefe Wunden" der Völker Amazoniens

Bei einer Begegnung mit Vertretern von Völkern des Amazonasgebietes hat Papst Franziskus die zunehmende Ausbeutung der Region angeprangert. Die Völker Amazoniens seien wahrscheinlich "nie derart bedroht gewesen, wie sie es heute sind", sagte er am Freitag vor rund 4.000 Vertretern von über 20 Völkern und Volksgruppen im Stadion von Puerto Maldonado. Die südperuanische Stadt im Regenwald war die erste große Station seiner Peru-Reise, die am Donnerstagabend mit der Landung in der Hauptstadt Lima begann.

In seiner 25-minütigen Rede, die mit einer "La Ola" begrüßt und mehrfach von Applaus unterbrochen wurde, warb Franziskus für einen menschenwürdigen Weg zwischen rücksichtsloser Ausbeutung von Bodenschätzen und einem überzogenen Umweltschutz. Letzterer mache die Lebensräume der Amazonasvölker zu einer Art Naturmuseum, in dem die Menschen nicht mehr leben dürften.

Dafür aber dürften die Völker der Region nicht mehr als Minderheit oder Störenfriede marginalisiert werden. Vielmehr sollten Politik und Wirtschaft die Menschen als ebenbürtige Dialogpartner ernst nehmen, sagte der Papst auch in Anwesenheit von Perus Staatspräsident Pedro Kuczynski. Dies brauche institutionelle Rahmenbedingungen.

Dazu gehörten etwa Schulen und andere Bildungseinrichtungen, in denen die Jugend der Amazonasvölker einerseits lernen, modernen Herausforderungen gerecht zu werden, andererseits aber ihre angestammte Sprache und Kultur vermittelt bekommen. Die Kirche in der Region habe dazu bereits gute Modelle entwickelt.

Der Papst bat die Menschen des Amazonasgebiets, ihrem katholischen Glauben treu zu bleiben. Jede Kultur, die das Evangelium empfange, bereichere die Kirche "mit einer neuen Facette des Antlitzes Christi". Die Kirche stehe an ihrer Seite, um das Leben, die Erde und die unterschiedlichen Kulturen zu verteidigen. Dafür habe er die Amazonas-Synode für 2019 nach Rom einberufen.

Zu Beginn des Treffens hatten mehrere indigene Redner die problematische Lage ihrer Völker und Dörfer geschildert. Zudem überreichten sie dem Papst Übersetzungen seiner Enzyklika "Laudato si" von 2015 in ihren Sprachen. Viele führten traditionelle Tänze auf. (rom/KNA)