Papst mahnt Polen zur Aufnahme von Flüchtlingen
Diejenigen, die ihrer Grundrechte beraubt seien oder des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen, benötigten Solidarität. Polen weigert sich im Unterschied zu anderen EU-Staaten, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Dies hatte Regierungschefin Szydlo vor dem Hintergrund der jüngsten Anschlägen in Deutschland und Frankreich jüngst nochmals betont.
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Auf seinem Flug zum Weltjugendtag in Polen äußerte sich Papst Franziskus zu den jüngsten islamistischen Terroranschlägen. Den ermordeten Geistlichen Jacques Hamel nannte er einen "heiligen Priester".Das Phänomen der Migration verlange "eine zusätzliche Portion an Weisheit und Barmherzigkeit, um die Ängste zu überwinden und das Optimum zu verwirklichen", so der Papst. "Gleichzeitig müssen Formen der Zusammenarbeit und Synergien auf internationaler Ebene vorangetrieben werden, um Lösungen für die Konflikte und die Kriege zu finden, die so viele Menschen zwingen, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen."
Die Rede in der historischen Königsresidenz Krakaus, dem Wawel, war der erste Programmpunkt des fünftägigen Besuchs von Franziskus. Eigentlicher Anlass der Reise ist der Weltjugendtag. Die Ansprache vor rund 800 Vertretern aus Politik und Gesellschaft galt als politischster Teil der Visite.
Erinnerung an Papst Johannes Paul II.
Unter Verweis auf seinen polnischen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) sprach Franziskus vom "Traum eines neuen europäischen Humanismus" aus christlichen Wurzeln. Dabei erinnerte er an das Wort Johannes Pauls II. von einem "Europa, das mit seinen beiden Lungenflügeln atmet". Polen bestärkte er in der Treue zur Tradition, rief aber zugleich zu "Offenheit für die Erneuerung und die Zukunft" auf. Der Einigkeit als Nation stehe eine "Verschiedenheit der Meinungen" nicht entgegen, betonte er.
Nachdrücklich lobte er die Aussöhnung zwischen polnischen und deutschen Bischöfen nach dem Zweiten Weltkrieg als konstruktiven Umgang mit der Geschichte. Diese Initiative habe "einen nicht umkehrbaren gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Prozess ausgelöst, der die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Völkern verändert hat", so Franziskus. Als negativ bewertete er hingegen ein Gedenken, das "den Blick des Geistes und des Herzens zwanghaft auf das Schlechte fixiert, vor allem auf das, welches die anderen begangen haben". (jhe/dpa/KNA)