Der zweite Tag der Papstreise nach Peru in der Zusammenfassung

Maria, Demut und Volksfrömmigkeit - Tag 2 in Peru

Veröffentlicht am 21.01.2018 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 
Live-Ticker

Huanchaco/Trujillo ‐ Zu Beginn seines zweiten Tages in Peru feierte Papst Franziskus den bislang größten Gottesdienst seiner Reise. Die aktuellsten Nachrichten zur Papstreise lesen Sie hier in unserem Ticker.

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Der erste Tag des Besuchs von Papst Franziskus in Peru stand ganz im Zeichen der indigenen Bevölkerung. Der zweite Tag begann mit dem bislang größten Gottesdienst seiner Reise. Alles weitere lesen Sie in unserem Live-Ticker.

So, 12:40 - Spontaner Empfang für kranke Menschen

Papst Franziskus hat außerhalb seines offiziellen Programms in Peru rund 30 Kranke empfangen. Sie warteten am Samstagabend vor der Nuntiatur in Lima, in der das Kirchenoberhaupt während seines Aufenthalts in Peru wohnt. Franziskus unterhielt sich nach seiner Rückkehr von einem Besuch in der nordperuanischen Stadt Trujillo mit ihnen und segnete sie.

Papst bittet um Ruhe für Anwohner

Anschließend zeigte sich der Papst noch einmal auf dem Balkon seiner Unterkunft und lud mehrere Hundert Gläubige und Zaungäste vor der Vatikanbotschaft ein, gemeinsam mit ihm für die anwesenden Kranken zu beten. Nach dem Schlusssegen schickte der 81-Jährige die Menge mit freundlicher Bestimmtheit weg: "Da es schon spät ist, heißt es jetzt nach Hause gehen, schlafen und die Leute, die hier wohnen, schlafen lassen. Also gehen Sie in Ruhe nach Hause, und bis morgen, so Gott will."

Getrennt von der Krankengruppe traf nach Auskunft des vatikanischen Presseamts in einem Ambulanzwagen ein Kind in der Nuntiatur ein, das auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist. Der Papst und das begleitende medizinische Personal hätten gemeinsam für die Genesung gebetet, hieß es. Nähere Angaben zu der Erkrankung oder dem Alter des Kindes machte der Vatikan nicht.

Zuvor hatte Franziskus nach der Landung aus Trujillo etwa 50 militärische Mitarbeiter des Flughafens begrüßt. Der Papst traf am Donnerstag aus Chile kommend in Peru ein und besuchte von Lima aus Puerto Maldonado und Trujillo. An diesem Sonntagabend (Ortszeit) reist er nach Rom zurück. Als Basis für die Flüge des Kirchenoberhaupts, des Staatspräsidenten und der begleitenden peruanischen Bischöfe diente in diesen Tagen der Luftwaffenstützpunkt eines Transportgeschwaders im Norden Limas. (KNA)

22:37 - Franziskus fordert mehr Einsatz gegen Frauenmord

Papst Franziskus hat die vielen Mordfälle an Frauen auf dem amerikanischen Kontinent beklagt. Zudem forderte er im nordperuanischen Trujillo dazu auf, sich für Gesetze gegen diese und andere Formen von Gewalt einzusetzen. Es gelte, gegen die "Plage" des Femizids zu kämpfen, die den "amerikanischen Kontinent heimsucht", so der Papst unter Beifall bei einer Marienandacht am Samstagnachmittag (Ortszeit).

Erneut würdigte er die vielfältigen Formen der peruanischen Volksfrömmigkeit. Viele Gruppen aus verschiedenen Landesteilen waren mit ihren Jesus-, Marien- und Heiligenstatuen gekommen. "All diese Bilder erinnern uns an die Zärtlichkeit, mit der Gott jedem Dorf, jeder Familie, euch, mir und allen nahe sei will", so der Papst.

Dem Land legte er Maria als "Mutter der Barmherzigkeit und Hoffnung" ans Herz. Es gebe "keine größere Medizin zur Heilung so vieler Wunden als ein Herz, das zur Barmherzigkeit fähig ist", sagte Franziskus. Mit Maria sollten die Peruaner auch an ihre Mütter und Großmütter denken. Ihnen, die oft eine Bastion im Leben der Städte und "ein wahrer Motor für das Leben und die Familien" in Peru seien, schulde die Gesellschaft Anerkennung und Dankbarkeit. (KNA)

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21:52 - Franziskus empfiehlt Priestern Humor als geistliche Prüfung

Papst Franziskus hat Priester und Ordensleute aufgefordert, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Bei einer Begegnung mit knapp 1.000 Geistlichen in der nordperuanischen Stadt Trujillo am Samstagnachmittag (Ortszeit) warnte er zudem davor, auf die Frömmigkeit einfacher Leute herabzuschauen. Keinesfalls sollten sie "den treuen und einfachen Glauben" ihres Volkes oder "das schlichte Gebet" ihrer Eltern und Großeltern verachten. "Das Volk Gottes hat ein feines Gespür und weiß zwischen einem Funktionär des Sakralen und dem dankbaren Diener zu unterscheiden", so Franziskus.

"Es tut gut zu wissen, dass wir nicht der Messias sind", sagte der Papst bei dem Treffen im Priesterseminar von Trujillo. Es befreie davon, sich für zu wichtig und zu beschäftigt zu halten. Bekämpfen könne man diese Versuchung unter anderem mit Humor. Eine "schöne spirituelle Prüfung" sei es, sich zu fragen, ob man über sich selbst lachen könne. Dazu könne man sich ruhig mal vor den Spiegel setzen, sich mit Distanz und Witz betrachten und dann lachen, empfahl Franziskus unter dem Beifall und Gelächter seiner Zuhörer.

Papst wünscht sich Pfarrer, die Zeit haben

Als einen Missstand in der Kirche bezeichnete er Pfarrer, die nie Zeit hätten. Vielmehr sollten Seelsorger darauf achten, mit dem, was sie sagen und tun, Christus nicht zu verdrängen. "Von uns ist einfach nur verlangt, Seite an Seite mit dem Herrn zu arbeiten", so der Papst. Dafür sollten sie sich stets bewusst sein, Teil eines großen und langen Lebensstroms zu sein, den Gott mit den Menschen seit langem gehe.

Schließlich warnte er vor Spaltungen und Isolation in religiösen Gemeinschaften. Statt "sich gegenseitig ein Bein zu stellen", sollten die Mitarbeiter der Kirche Gemeinschaft und Einheit gestalten. Das bedeute nicht, dass "alle das gleiche denken und tun müssen". Geistliche in Leitungsaufgaben mahnte Franziskus, darauf zu achten, "dass aus Autorität kein Autoritarismus wird"; auch Leitung sei ein Dienst.

Vor dem Treffen im Priesterseminar hatte Franziskus die Kathedrale von Trujillo besucht und an einer Marienstatue Blumen niedergelegt. Die erste Kirche an dieser Stelle war 1616 erbaut und schon drei Jahre später durch ein Erdbeben zerstört worden; ähnlich erging es Nachfolgebauten. Auch die heutige Kathedrale wurde 1970 bei einem Erdbeben stark beschädigt und anschließend restauriert. (KNA)

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17:24 - Ex-Bayern-Star ist Ehrengast beim Papstbesuch

Paolo Guerrero, wegen Dopingverdachts gesperrter Kapitän der peruanischen Fußball-Nationalmannschaft, war einer der prominenten Gäste beim Besuch von Papst Franziskus in der peruanischen Hauptstadt Lima. Fotos in den peruanischen Zeitungen zeigten am Samstagmorgen den Ex-Bundesligaprofi von Bayern München und des Hamburger SV, der inzwischen bei Flamengo in Rio de Janeiro unter Vertrag steht, in Begleitung seiner Mutter inmitten der Ehrengäste im Präsidentenpalast.

Am Sonntag trifft Fußball-Fan Papst Franziskus laut Medienberichten derweil einen argentinischen Landsmann. Ricardo Gareca, Trainer der Nationalmannschaft Peru, soll das Kirchenoberhaupt aus seinem Heimatland kurz kennenlernen. Gareca ist nach der erfolgreichen Qualifikation für das WM-Turnier in Russland im Sommer inzwischen ein Volksheld in Peru. Früher spielte er für die beiden großen Klubs Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires. (KNA)

16:55 - Papst ermutigt Unwetteropfer zu Solidarität

Papst Franziskus hat die Menschen der von Unwettern schwer getroffenen Küstenregion in Peru zu Solidarität und Gemeinschaft untereinander aufgerufen. Bei einem Gottesdienst mit mehreren Hunderttausend Gläubigen am Strand der nordperuanischen Küstenstadt Huanchaco am Samstagvormittag (Ortszeit) sagte er: "Die Seele einer Gemeinschaft wird daran gemessen, inwieweit sie in schwierigen und widrigen Momenten zusammenzustehen."

Gleichzeitig lobte er die Menschen für ihre Solidarität und Großherzigkeit, die sie bewiesen hatten, nachdem sie von Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht wurden. Erneut kritisierte der Papst aber auch "andere Unwetter", unter denen die Region leide: organisiertes Verbrechen, Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und fehlender Wohnraum. Durch ihren Glauben an Jesus Christus, so der Papst, hätten die Menschen die Kraft, das, "was schadet und die Hoffnung raubt, nicht als normal zu akzeptieren".

Der Gottesdienst am Strand der historischen Stadt Huanchaco, einem Stadtteil Trujillos, war mit gut 200.000 Teilnehmern der bisher am stärksten besuchte Gottesdienst der aktuellen Papstreise nach Chile und Peru. Die Menschen hatten Franziskus einen herzlichen, volksfesthaften Empfang bereitet, einige waren zu Fuß aus dem gut zehn Kilometer entfernten Trujillo gekommen.

Franziskus lobt Volksfrömmigkeit

Etliche Gruppen hatten traditionelle Heiligenfiguren auf tragbaren Podesten mitgebracht. Diese werden sonst bei örtlichen Prozessionen zu religiösen Festen durch die Straßen getragen. In seiner mehrfach von Beifall unterbrochenen Predigt hatte Franziskus diese Volksfrömmigkeit eigens gewürdigt und sich für das Glaubenszeugnis bedankt.

Nach dem Gottesdienst wollte der Papst in ein Stadtviertel fahren, dass bei einem Küsten-El-Nino im März 2017 stark zerstört worden war. Das natürliche Klimaphänomen "El Nino Costero" ist in unregelmäßigen Abständen vor der südamerikanischen Pazifikküste zu beobachten. Außergewöhnlich hohe Meerestemperaturen im peruanischen Küstengebiet führen zu enormen Mengen verdunstenden Wassers. Die Folge: immer heftigere Regenfälle, die Flüsse über die Ufer treten lassen. Ein Dreivierteljahr nach der Flutkatastrophe sind längst nicht alle Schäden beseitigt. Tausende Opfer warten immer noch auf Hilfe. Insgesamt waren mehr als 1,1 Millionen Menschen von den Verwüstungen betroffen, die die Überschwemmungen und Schlammlawinen hinterließen. (KNA)

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Themenseite: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.