Papst wäscht Schwerverbrechern die Füße
Papst Franziskus hat in einem italienischen Hochsicherheitsgefängnis Schwerverbrechern die Füße gewaschen. Dazu begab er sich am Gründonnerstag nach Paliano bei Rom, wo er in der Kapelle der Justizvollzugsanstalt mit 70 Häftlingen den Abendmahlsgottesdienst feierte. Zwei von zwölf Häftlingen, denen er hierbei die Füße wusch, sind zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt, wie der Vatikan mitteilte. Im Gefängnis von Paliano sitzen vor allem Mafia-Aussteiger ein, die mit der Justiz zusammenarbeiten.
Jesus habe seinen Jüngern die Füße gewaschen, um ihnen zu zeigen, dass er sie bis zum Ende liebe, sagte Franziskus laut Radio Vatikan zu den Häftlingen. Er wolle es nun ebenso machen, wie ein Pfarrer für seine Gläubigen.
Der Papst vollzog das Ritual auch an einem Muslim, der kurz vor der Taufe steht, sowie an drei Frauen. Franziskus' Vorgänger hatten am Gründonnerstag zwölf Priestern in der römischen Lateran-Basilika die Füße gewaschen.
Die Gefangenen bedankten sich beim Papst nach Angaben des Vatikan mit Gemüse aus dem Gefängnisgarten, einem Umhang aus weißer Wolle und anderen Geschenken.
Vor dem Besuch hatte Franziskus in einem Interview der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag) gesagt, man dürfe Gefängnisinsassen nicht ausschließlich als Personen betrachten, die Fehler begangen hätten. "Wir können alle Fehler begehen. Wir haben alle in einer oder anderen Weise Fehler gemacht", sagte der Papst.
Das Ritual in der Gründonnerstagsmesse erinnert daran, dass Jesus seinen Jüngern vor dem letzten Abendmahl die Füße gewaschen hat. Der Gottesdienst war vom Vatikan als "strikt privat" angekündigt worden und fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Papst wusch einem Argentinier, einem Albaner und zehn Italienern die Füße.
Franziskus hatte bereits in den Jahren 2013 und 2015 Häftlingen die Füße gewaschen, auch Frauen. Im Januar 2016 änderte er das Kirchenrecht und ließ Frauen offiziell zu diesem Ritual zu.
In dem Zeitungsinterview vom Gründonnerstag hatte der Papst zudem moralische Überheblichkeit gegenüber Häftlingen kritisiert und mehr Anstrengungen zu deren gesellschaftlicher Reintegration gefordert.
"Man vergisst zu oft, dass wir alle Sünder sind und dass wir alle Gefangene sind, ohne dass wir es begreifen", so Franziskus. Wer in seinen Vorurteilen gefangen sei, tue in Wahrheit nichts anderes "als in den engen Räumen einer Zelle des Individualismus zu beharren". (rom/KNA/dpa)