Pfarrer hofft nach Rücktritt auf Verständnis
Ndjimbi-Tshiende fühle sich erleichtert nach seiner Entscheidung, den oberbayerischen Ort im Landkreis Ebersberg zu verlassen, teilte die Erzdiözese München und Freising am Montag mit. Der habilitierte Philosoph hatte in den vergangenen Monaten Morddrohungen erhalten, nachdem er sich offen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gestellt hatte. Diese Situation habe ihn sehr belastet, dennoch würde er keine Verbitterung empfinden. Er sei bei seinem Dienstantritt im Jahr 2012 in der Pfarrei St. Martin freundlich empfangen worden und habe dort mittlerweile Freunde gewonnen.
Ndjimbi-Tshiende sei sich bewusst, dass viele Menschen seinen Rücktritt bedauerten. Er hoffe trotzdem auf Verständnis für diesen Schritt. Auch die Leitung des Erzbistums München und Freising bedauert die Entscheidung des Priesters, will diese jedoch mittragen und ihm weiterhin zur Seite stehen, heißt es in der Mitteilung. Ndjimbi-Tshiende wolle sich nun auf seine neue Aufgabe konzentrieren und freue sich darauf, seinen priesterlichen Dienst für die Kirche nun an einem anderen Ort zu tun. Zu den Vorfällen in Zorneding will er sich nicht weiter äußern.
Berliner Bischof fordert deutliche Reaktion
Im Deutschlandradio Kultur forderte der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Montag eine deutliche Reaktion der Kirche. Die Morddrohungen gegen den Geistlichen nannte er eine "Katastrophe". Er hoffe, dass es hier um einen Einzelfall gehe - gleichwohl habe der Vorgang aber auch symbolischen Charakter. Kardinal Reinhard Marx und die Bischöfe müssten nun eindeutig Stellung beziehen, sagte Koch; Kirche und Gemeinde müssten Zeichen setzen. Zugleich warnte er vor Sippenhaft und neuen Feindbildern.
Linktipp: Priester verlässt Pfarrei nach Morddrohung
Nach mehreren Morddrohungen gegen ihn tritt der katholische Pfarrer der oberbayerischen Gemeinde Zorneding, Olivier Ndjimbi-Tshiende, zurück. Am 1. April soll der aus dem Kongo stammende Geistliche eine neue Stelle antreten, bestätigte ein Bistumssprecher.Unterdessen wird der Rücktritt Ndjimbi-Tshiendes zum Politikum. Am Montag kritisierten die Landtagsgrünen das Schweigen der CSU zu dem Vorgang. Fraktionschefin Margarete Bause forderte Parteichef Horst Seehofer (CSU) auf, dem Pfarrer durch einen Besuch vor Ort öffentlich beizustehen. Schließlich sei der Auslöser der Affäre eine "abstoßende, rassistisch motivierte Privatfehde von CSU-Funktionären mit dem Geistlichen gewesen". Die CSU-Spitze müsse sich nun klar gegen fremdenfeindliche Hetze und unhaltbare Drohungen positionieren.
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verurteilte die Drohungen gegen Ndjimbi-Tshiende später am Montag "aufs Schärfste". Die Vorfälle müssten mit aller Härte des Gesetzes aufgeklärt werden, sagte er in München. "Die CSU steht für Menschenwürde und Toleranz."
Bürgermeister: Keine ablehnende Stimmung im Ort
Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, er bedauere die Vorgänge zutiefst. Es tue ihm wirklich leid um die Person des Pfarrers. Er sei aber der Überzeugung, dass es eine solche ablehnende Grundstimmung im Ort nicht gebe. Im vergangenen Herbst hatte es eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger, seiner Gemeinde und der örtlichen CSU gegeben. In der Folge kam es zu rassistischen Äußerungen von Ortspolitikern über den afrikanischen Geistlichen. (kim/KNA)
07.03., 13:55 Uhr: Ergänzt um die Aussagen von Bause und Mayr
07.03., 14:45 Uhr: Ergänzt um die Aussage von Erzbischof Koch
07.03., 14:55 Uhr: Ergänzt um die Aussage von Scheuer