Die Italien-Tour von Charles und Camilla führt sie zu Franziskus

Prinz, Pizza und Papst

Veröffentlicht am 03.04.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
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London/Rom ‐ Pizza für Camilla in Neapel, Besuch im Erdbebengebiet für Charles: Prince Charles und seine Frau touren mehrere Tage durch Italien. Höhepunkt wird ihr Besuch bei Papst Franziskus am Dienstag sein.

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Die britischen Royals reisen in diesem Jahr emsig durch Europa. Prinz William (34) war mit seiner Frau Kate (35) kürzlich in Paris. Doch der Trip in die Stadt der Liebe war knallharte Arbeit: Denn die beiden waren als Brexit-Botschafter unterwegs - das wird auch ihre Rolle beim Deutschland-Besuch im kommenden Sommer sein. Williams Vater, Prinz Charles, tourt gleich durch mehrere Länder. Zurzeit ist er mit seiner Camilla in Italien, um Werbung für Großbritannien zu machen. Als Highlight seiner Reise gilt die Audienz mit Papst Franziskus am Dienstag.

Zunächst war aber "Dolce Vita" angesagt - zumindest für Camilla. Während Charles am Wochenende Kriegsgräber und die Erdbebenstadt Amatrice besuchte (siehe Textbox), genoss Camilla Neapel, bekam eine Pizza und Krawatten geschenkt und studierte die Antike in der Ausgrabungsstätte Herculaneum. "Der Besuch ist ein neuerlicher Beweis, wie stark die Freundschaft zwischen dem neapolitanischen und dem englischen Volk ist", sagte Neapels Bürgermeister Luigi de Magistris.

Italien will Geschäftszweige aus London erben

Freundschaft hin oder her. Der Brexit spukt in Italien immer mit. Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU sei zwar "potenziell katastrophal", raube ihm aber nicht den Schlaf, sagte Jeff Martin, Italien-Verantwortlicher des britischen Agrarverbandes Ahdb. Schließlich lebt Italien vom Export von Wein, Olivenöl und Co. Und Großbritannien exportiert Fleisch nach Italien.

Seit dem britischen Referendum für einen EU-Ausstieg läuft sich Italien warm, um Geschäftszweige aus London zu "erben". So bewirbt sich die Wirtschaftsmetropole Mailand als der neue Finanzplatz Europas. Mailand steht nicht auf Charles' und Camillas Reiseliste. Ein feuchtfröhlicher Abschluss der Europatour ist - natürlich neben politischen Gesprächen und Besuch der Wiener Philharmoniker - für das Paar in einer Weinschenke in Österreich geplant.

Beim Papst dürfte es auch in irgendeiner Form um Europa gehen. Für das Paar ist es das erste Treffen mit dem Argentinier. Aber Thronfolger Charles (68) und Camilla (69) sind "Vatikan-erfahren". 1985 kam Charles mit seiner damaligen Frau Prinzessin Diana zu Johannes Paul II. Sie war ganz in Schwarz gehüllt, inklusive Schleier. Ebenfalls in Schwarz kam Charles zweite Frau Camilla zu ihrem ersten Besuch im Vatikan: 2009 bei Benedikt XVI.

Franziskus warnt Europa vor Kleinstaaterei

Einigkeit wird mit Franziskus umso mehr erwartet, weil er wie der "grüne Prinz", ein großer Umweltfreund ist. Und auch in religiöser Sicht wird kaum mit Spannungen zwischen dem Katholiken-Oberhaupt und dem Anglikaner Charles gerechnet. Aber was ist mit dem Brexit?

Franziskus hatte auf einem Flug nach Armenien vom Ausgang des Referendums erfahren. Der Pontifex rief Europa immer wieder dazu auf, sich zusammenzuraufen und nicht in Populismus und Kleinstaaterei zu verfallen. Erst vor etwas mehr als einer Woche empfing Franziskus alle Staats- und Regierungschefs der EU - aber ohne Großbritanniens Premierministerin Theresa May. "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Europa es wert ist, aufgebaut zu werden", schloss er seine Rede vor den Spitzenpolitikern.

Von Annette Reuther (dpa)

Prinz Charles besucht Erdbeben-Ort Amatrice

Prinz Charles hat am Sonntag die mittelitalienische Stadt Amatrice besucht. Im grauen Anzug und mit einem weißen Schutzhelm beschritt er die von Trümmern gesäumte Hauptstraße des Ortes, der seit dem Erdbeben vom 24. August und mehreren schweren Nachbeben völlig zerstört ist. Bürgermeister Sergio Pirozzi weigerte sich italienischen Medien zufolge, den britischen Thronfolger in die sogenannte rote Zone zu begleiten. Er werde das einstige historische Zentrum seiner Stadt erst wieder betreten, wenn es wiederaufgebaut sei, sagte Pirozzi. Der Bürgermeister warb bei Prinz Charles für eine Rekonstruktion der Kirchen und anderer historischer Bauten. Diese seien "Zeichen der Zugehörigkeit", so Pirozzi laut den Berichten. Papst Franziskus hatte Amatrice am 4. Oktober besucht. (luk/KNA)