Olivier Ndjimbi-Tshiende soll als Zeuge aussagen

Prozess um Morddrohungen gegen Pfarrer beginnt

Veröffentlicht am 07.11.2016 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Justiz

Ebersberg ‐ Der Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Im beschaulichen Zorneding erhielt Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende Morddrohungen mit rassistischem Hintergrund. Heute beginnt der Prozess.

  • Teilen:

Im Fall des früheren Zornedinger Pfarrers steht ein 74-jähriger Münchner am Montag vor dem Amtsgericht Ebersberg. Ihm wird Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung vorgeworfen. Ursprünglich war die Verhandlung für den 18. Oktober angesetzt worden. Der Rentner fehlte jedoch unentschuldigt. Daraufhin hatte die Richterin Haftbefehl gegen den einschlägig vorbestraften Mann erlassen. Bereits wenige Tage später fasste ihn die Polizei.

Ein Anruf aus dem Briefzentrum Freising

Vor Gericht erschienen war damals Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende. Er hätte als Zeuge aussagen sollen. Der Deutsche, der ursprünglich aus dem Kongo stammt, hatte im März nach Drohbriefen und wiederholten Anfeindungen sein Amt niedergelegt. Vorausgegangen war auch eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger und der örtlichen CSU wegen der Flüchtlingspolitik. Demnach hatte der Pfarrer fremdenfeindliche Äußerungen der Zornedinger Gemeinderätin Sylvia Boher scharf verurteilte.

Im Juni kam die Polizei dem Rentner durch einen Anruf aus dem Briefzentrum Freising auf die Spur. Die Post hatte ein Schreiben an die Zornedinger Pfarrei zurückgehalten, weil bereits auf dem Umschlag Schmähungen und Bedrohungen zu lesen waren. Die kriminaltechnische Untersuchung hatte dann auf eine mögliche Täterschaft des Mannes hingewiesen. Auch in seiner Wohnung fand die Polizei Beweismittel. Der Münchner war bereits vor zehn Jahren unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt worden.

Bild: ©picture alliance/dpa

Am 13. März 2016 besuchte der Generalvikar von München und Freisng, Peter Beer, Zorneding. Er feiert gemeinsam mit der Gemeinde in der St. Martins-Kirche einen Gottesdienst.

Der "Süddeutschen Zeitung" hatte Ndjimbi-Tshiende Ende Oktober gesagt, dass er massiver bedroht worden sei als bisher bekannt. So habe er nicht nur Postkarten mit Morddrohungen erhalten, sondern auch Briefe. Dabei zitierte er aus einem Schreiben: "Wir kennen das Kennzeichen deines Autos, wir wissen, wo du wohnst, wir wissen auch, wohin du gehst, kennen deine Wege." Daran habe er natürlich gedacht, wenn er abends alleine in die Filialkirchen seiner Pfarrei gegangen sei, sagte der Geistliche.

Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen

In einem anderen Brief habe gestanden: "Jetzt ist es Zeit, dass du weg von Zorneding kommst. Sonst passiert dir das Gleiche wie dem anderen Pfarrer." Darunter habe ein Artikel über einen Pfarrer geklebt, der von Rechtsradikalen fast zu Tode geprügelt worden wäre. Der Zusatz habe gelautet, "dass man bei mir treffsicher sein würde", so der Pfarrer.

Der Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Seit Oktober ist der Geistliche Mitglied einer Forschungsgruppe am Zentrum Migration und Flucht der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Außerdem hilft er als Seelsorger im Raum Ingolstadt aus. Seinen Posten in Zorneding hatte zunächst der ehemaligen Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut für ein halbes Jahr übernommen. Seit Oktober leitet Pfarradministrator Ionel Anghel die Gemeinde - jedoch ebenfalls nur übergangsweise. Er ist noch bis Februar 2017 im Amt. (bod/KNA)