Caritas warnt vor "ethnischen Säuberungen"
Das Hilfswerk Caritas International warnt vor einer "ethnischen Säuberung" in Myanmar: Die Zahl von 800.000 geflüchteten Rohingyas lasse diesen Schluss zu, erklärte Caritas-Mitarbeiter Stefan Teplan im ZDF-Morgenmagazin am Montag. Der muslimischen Volksgruppe gehören nach Schätzungen etwa eine Million Menschen an. Es erinnerte ihn fatalerweise "an das Dritte Reich als eine ganze Volksgruppe vertrieben wurde", sagte Teplan weiter. Viele Schutzsuchende hätten ihm übereinstimmend erzählt, dass "die Armee die Dörfer der Rohingya überfällt, viele Häuser abbrennt, wahllos auf die Menschen schießt, um sie zu vertreiben, und auch Frauen vergewaltigen".
Er berichtete zudem nach seinem Besuch in der Region von "kilometerlangen Schlangen" ankommender Rohingyas: "Ihre Flucht durch den Dschungel dauerte bis zu zwei Wochen." Die sanitären Anlagen seien katastrophal und es drohten Krankheiten wie Cholera auszubrechen. "Die Menschen leben in Zelten, beziehungsweise unter Plastiktüten, die über einige Bambusrohre gestülpt sind", sagte Teplan.
Vereinte Nationen brauchen mehr Geld
Caritas International fordert mehr finanzielle Mittel für eine längerfristige Hilfe für die Rohingyas. Die UN-Geberkonferenz am heutigen Montag wolle 370 Millionen Euro sammeln, dies seien derzeit umgerechnet auf ein halbes Jahr lediglich 2,90 Euro am Tag pro Flüchtling, erklärte Teplan. Für die humanitäre Soforthilfe in den Flüchtlingslagern in Bangladesch benötigen die UN nach eigenen Angaben 434 Millionen US-Dollar.
Unterdessen stockt Australien die eigenen Hilfen für die Geflüchteten um umgerechnet 6,6 Millionen Euro auf jetzt insgesamt knapp 20 Millionen Euro auf. Die Australian Christian Lobby (ACL) begrüßte das Vorgehen. Zugleich kritisierte sie schwache politische Sanktionen: Australien hatte Ende September abgeschwächte Formulierungen in der Resolution des UN-Sicherheitsrates gegen Myanmar durchgesetzt. In ihrer Presseerklärung vom Montag verlangte die Lobby-Gruppe von der Regierung in Canberra klare politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen das Land. (kim/KNA)