Rückflug nur nach Berlin
Es hatte sich schon über Tage angedeutet, dass Heiner Koch das Bistum verlassen würde. Am Montag wurde schließlich zeitgleich in Rom und Berlin verkündet, wen die Erzdiözese Berlin als neuen Erzbischof bekommt. Dresdens Generalvikar Andras Kutschke verliest das Schreiben des Nuntius, dass Koch im Bistum Dresden-Meißen "nur noch" apostolischer Administrator sei, weil der Heilige Vater ihn zum Erzbischof von Berlin ernannt habe. Auch auf dem Namensschild steht schon "designierter Erzbischof von Berlin".
Koch: "Den Boden unter den Füßen hat es mir weggezogen"
Den Kloß im Hals hören die Mitarbeiter und Journalisten im Publikum deutlich, als Koch berichtet, wie er von der Ernennung zum Erzbischof der Hauptstadt erfahren hat. "Bei einem meiner spätabendlichen Spaziergänge vor Pfingsten war es", erzählt er und zieht Parallelen zu seiner Berufung nach Dresden. "Den Boden unter den Füßen hat es mir weggezogen, wie damals in der Weihnachtszeit, als ich in Köln den Ruf nach Dresden erhielt", sagt Koch.
Anders als damals fällt es dem gebürtigen Düsseldorfer jetzt offensichtlich schwer, Abschied zu nehmen. Nach Rom ist Koch gereist, um mit der Bischofskongregation zu sprechen, ob er wirklich nach Berlin muss. "Die Mitarbeiter der Bischofskongregation haben mir dargestellt, warum ich nach Berlin gehen soll und dass es der ausdrückliche Wille des Heiligen Vaters ist".
Dass der Weg nach Berlin unausweichlich sein würde, sei spätestens bei der Buchung des Fluges nach Rom klar gewesen, berichtet der Bischof. "Meine Sekretärin hat mir am Pfingstmontag einen Flug gebucht", berichtet Koch. Sie habe aber nicht gewusst, dass es in Rom um seine Versetzung nach Berlin gehe. Die Buchungen seien schwierig gewesen. Schließlich habe seine Sekretärin gesagt "Einen Rückflug gibt es nur noch nach Berlin", erzählt Koch den Journalisten. "Wenn Sie wüssten...", habe er gedacht.
Zeit hat er sich heute genommen. Geduldig beantwortet er jede Frage, schüttelt Hände, stößt mit Domdekan Clemens Ullmann und seinem nun Ex-Generalvikar Andreas Kutschke mit einem Glas Sekt an. "Auch wenn ich gar nicht weiß, was wir hier eigentlich feiern", sagt der angesichts der Abschiedsstimmung.
Erster offizieller Besuch in Berlin am 17. Juni
Einen ersten Besuch will Koch seinem neuen Erzbistum in der kommenden Woche abstatten. Am 17. Juni wird er erstmals als designierter Erzbischof in die Hauptstadt reisen. Der Termin seiner Amtseinführung steht noch nicht fest. "Da kümmert man sich jetzt in Berlin darum, einen Termin zu finden", sagt Koch. Er rechne damit, dass es in den nächsten zwei bis drei Monaten so weit sein werde.
Dass er Baustellen hinterlässt, weiß Koch. Der "Erkundungsprozess", die pastorale Neuordnung der Diözese ist so eine Baustelle. Er hoffe, dass viele den gemeinsamen Weg mitgehen. Auch den Weg, den sein Nachfolger einschlagen wird. Der Katholikentag 2016 und das Reformationsjubiläum 2017 sind wichtige Ereignisse für die Region.
Er gehe davon aus, dass Dresden-Meißen bald einen neuen Hirten bekommt. "Ich habe in Rom ausdrücklich darum gebeten, dass es schnell einen Nachfolger gibt und keine lange Wartezeit", berichtet Koch. 40 Minuten nach der Verkündung des Abschieds von Bischof Koch schaut Domdekan Ullmann in die Zukunft. "Jetzt muss das Domkapitel dem Heiligen Vater Vorschläge unterbreiten. Das könnte schon nächste Woche sein", sagt Ullmann.