Rücktritt im Doppelpack
Wie das Bistum Erfurt mitteilte, habe Wanke seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen eingereicht. Wanke befinde sich aufgrund einer seit Langem bekannten Herzkrankheit in einer labilen gesundheitlichen Situation, die ihn hindere, sein bischöfliches Amt wie gewohnt auszuüben, so das Bistum. Von 1981 bis 1994 war Joachim Wanke (71) Apostolischer Administrator des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen, nach der Erhebung des Bistums Erfurt dann Bischof.
Von 1995 bis 2001 leitete er die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, von 1998 bis 2010 die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Zu den Höhepunkten in Wankes Amtszeit als Erfurter Bischof zählt der Besuch von Papst Benedikt XVI. im September des vergangenen Jahres.
Zollitsch würdigt Wanke
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dankte Wanke in einem Brief für dessen Engagement in der Bischofskonferenz . "Mit unermüdlicher Schaffenskraft hast Du Dich für die Verkündigung des Evangeliums eingesetzt und mit Deinen Ideen, geistlichen Worten, Dialogen und Wegweisungen Dein Bistum, die Deutsche Bischofskonferenz und die Kirche in Deutschland geprägt", so Zollitsch.
Es sei dem persönlichen Einsatz von Bischof Wanke zu verdanken, dass sich die Katholiken in der ehemaligen DDR in der Seelsorge gut aufgehoben gefühlt hätten. "Gleichzeitig hast Du wesentlich dazu beigetragen, die deutsche Einheit auch in der katholischen Kirche zu fördern. Durch Deinen Einsatz ist es gelungen, schon bald eine gesamtdeutsche Bischofskonferenz zu etablieren. Einer der Höhepunkte Deines Hirtenamtes war sicherlich der Besuch des Heiligen Vaters, den Du im vergangenen Jahr gastfreundschaftlich in Erfurt empfangen hast. Es ist Dir und Deinem Einsatz zu verdanken, dass der Heilige Vater den Osten Deutschlands besucht und das Engagement der Christen in der DDR und beim Wiederaufbau gewürdigt hat", schreibt Zollitsch weiter.
Schraml vertritt sich selbst
Wilhelm Schraml war mehr als zehn Jahre Bischof von Passau. 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Regensburg, im Dezember 2001 dann zum Bischof von Passau. In der Deutschen Bischofskonferenz war Schraml zuletztstellvertretender Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie. Er gehörteauch der Kommission für Liturgie an.
Auch in Schramls Amtszeit fällt ein Besuch des Papstes. Während seiner pastoralen Reise im September 2006 hatte Benedikt XVI. unter anderem den Marienwallfahrtsort Altötting besucht, der im Bistum Passau liegt. Bereits 2010 hatte Schraml dem Papst aus Altersgründen seinen Rücktritt angeboten, den dieser damals noch ablehnte.
Schwerpunkte seiner Arbeit als Passauer Bischof waren für Wilhelm Schraml die lebendige und würdige Feier der Liturgie, besonders des Bußsakramentes und der Eucharistie. Besonders am Herzen liegt ihm auch "die Sorge für die Kinder und Jugendlichen und für die Familien sowie das caritative Handeln", wie er es selbst einmal formulierte.
Vier Bistümer ohne Oberhirten
Nach dem Rücktritt eines Bischofs sieht das Kirchenrecht in der Regel vor, dass die Leitung des Bistums auf den dienstältesten Weihbischof im aktiven Dienst übergeht. Dieser bleibt so lange an der Spitze, bis das jeweilige Domkapitel einen sogenannten Diözesanadministrator wählt. Dieser übernimmt dann die Amtsgeschäfte, bis der Papst einen neuen Bischof einsetzt.
Im Bistum Passau liegt die Sache aktuell aber anders. Wie die Diözese mitteilte, hat Benedikt XVI. stattdessen Wilhelm Schraml gleichzeitig mit Annahme dessen Rücktritts zum "Apostolischen Administrator" ernannt. Damit leitet Schraml mit allen bischöflichen Rechten und Pflichten die Diözese Passau weiter, bis ein neuer Bischof ernannt ist. Dies hatte es in Deutschland zuletzt 2007 nach dem Rücktritt von Kardinal Friedrich Wetter als Münchner Erzbischof gegeben.
Mit den Rücktritten der beiden Bischöfe sind aktuell vier Bistümer ohne Oberhirten. Bereits Ende Februar ist der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, in den Ruhestand gegangen. Auch in Regensburg warten die Gläubigen auf einen neuen Oberhirten, seit Gerhard Ludwig Müller als Erzbischof in diesem Sommer zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt wurde und in den Vatikan ging. (gho/meu)