Wissenschaftler weisen Alter von Reliquie nach

Sack des heiligen Franziskus wahrscheinlich echt

Veröffentlicht am 27.09.2017 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 
Reliquien

Folloni ‐ Um den heiligen Franziskus ranken sich zahlreiche Legenden und Wundergeschichten. Eine davon hat nun an Plausibilität gewonnen - auch dank Unterstützung moderner Wissenschaften.

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Naturwissenschaftler haben bei Überresten der als "Sack des heiligen Franziskus" verehrten Reliquie das Alter bestätigt. Damit hat das Forscherteam um den dänischen Chemiker Kaare Lund Rasmussen eine Legende über den populären Heiligen wahrscheinlicher werden lassen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Textilreste, die im Konvent St. Franziskus in Folloni bei Montella im süditalienischen Kampanien aufbewahrt werden, tatsächlich aus der Zeit des heiligen Franziskus stammen könnten. "Das Alter stimmt mit der Legende überein", sagte Rasmussen von der Universität von Süddänemark, der sich auf chemische Analysen historischer Gegenstände spezialisiert hat. Eine Radiokarbon-Analyse ergab, dass der Beutel aus der Zeit zwischen den Jahren 1220 und 1295 stammt.

Die Franziskaner im Konvent in Folloni sollen im Winter des Jahres 1224 ohne Nahrung eingeschneit worden sein. Der Legende nach schickte der heilige Franziskus, der sich zu dieser Zeit gerade in Frankreich aufhielt, seinen Brüdern mit Hilfe eines Engels einen Sack voller Brot. Somit rettete er sie vor dem Hungertod. Der Beutel soll eine Lilie, das Zeichen Frankreichs, getragen haben und auf den Treppen des Konvents aufgefunden worden sein. Mehr als 750 Jahre wurde die Reliquie von den Brüdern des Konvents aufbewahrt und in dieser Zeit auch als Altartuch verwendet, bis die Franziskaner ihn 1732 zum Schutz einmauerten. 1828 wurde der Sack mit einem anderen Konvent geteilt. Heute befinden sich die Reste in einem Reliquiar.

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Doch das ist noch nicht alles. Die Wissenschaftler konnten neben dem Alter des Sacks auch seinen Kontakt mit Brot nachweisen. "Unsere Studie zeigt, dass sich im Sack wahrscheinlich Brot befand. Wir wissen nicht, wann", erklärte Rasmussen den Befund. Das Brot könnte auch während der Nutzung als Altartuch in Berührung mit dem Material  des Sacks gekommen sein. Die Wissenschaftler wiesen in ihrer Studie Ergosterol nach. Dieser in Pilzen vorkommende Stoff ist ein "Biomarker, bekannt aus der Herstellung von Bier und Backwaren oder aus der Landwirtschaft", so Rasmussen. Ergosterol mache die Anwesenheit von Brot sehr wahrscheinlich.

"Es scheint eine gute Übereinstimmung zwischen der franziskanischen Legende und den zwei wissenschaftlichen Methoden, die am wichtigsten für die Analyse des Sacks sind, zu geben", schreiben die Wissenschaftler in ihrem Aufsatz, der in der Fachzeitschrift "Radiocarbon" der Universität von Cambridge veröffentlicht wurde. Die Frage nach der Echtheit des Sacks sei jedoch eher "eine Frage des Glaubens als der Wissenschaft", so Rasmussen. (rom)