Saubere Anlagen
Die Hilfe richtet sich an Finanzverantwortliche in Bistümern, Kirchenbanken, Stiftungen und Pfarreien. Das Papier soll nach den Worten von ZdK-Präsident Alois Glück nicht nur einen Appellcharakter an kleinere und größere kirchliche "Player" haben, sondern vor allem fachliche Hilfe und Orientierung geben für diejenigen, die sich mit der Materie neu auseinandersetzen. Denn das Thema sei komplex und habe sich in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt, fügt Kardinal Reinhard Marx hinzu. "Nur darauf zu schauen, ob in den Wertanlagen keine Abtreibungen, Pillen und Waffen gefördert werden, das ist noch kein ethisches Investment", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Doppelte Wirkung der ethischen Anlagen
Glück sagte, dass nach dem Skandal um den Bau im Bistum Limburg allgemein die Sensibilität dafür gestiegen sei, was die Kirche mit ihrem Geld mache. Er betonte aber zugleich, dass die Orientierungshilfe völlig unabhängig von dem Skandal entstanden sei; begonnen habe das ZdK bereits 2007 mit einer ersten Handreichung zum ethischen Investment. "Der Umgang der Kirche mit ihren Finanzen und ihrem Vermögen ist eine zentrale Frage für die Glaubwürdigkeit von Kirche insgesamt", so Glück. Neben Transparenz seien aber auch die Ziele und Kriterien, nach denen kirchliche Gelder am Kapitalmarkt investiert würden, wichtig.
Die ethisch-nachhaltigen Kriterien wirken laut Glück bei der Geldanlage doppelt: "Zum einen signalisieren kirchliche Investoren durch eine ethisch-nachhaltige Anlagestrategie den Unternehmen, dass sie ihre unternehmerische Praxis stärker nach ethischen und ökologischen Kriterien ausrichten sollen." Zum anderen könnten kirchliche Investoren mit dem ethisch-nachhaltigen Investment ihre notwendigen Geldanlagen in Einklang mit ethisch reflektierten, christlichen Wertvorstellungen bringen, so der ZdK-Präsident.
Das 44 Seiten starke Heft erklärt, welche Ziele die Kirche beim Finanzhandeln verfolgen sollte. Kardinal Marx weist darauf hin, dass ethisch-nachhaltiges Investment zwar etwas schlechtere Gewinnerwartungen mit sich bringe, betont aber, dass man sich als Kirche dennoch an ihm orientieren sollte. Den Interessierten werden drei Bausteine für die saubere Geldanlage aufgezeigt: Ausschlusskriterien anhand christlicher Wertorientierung, ein Ranking bei der Auswahl der Herausgeber der Wertpapiere und die Einflussnahme von Anteilseignern auf Unternehmen.
Mut von Papst Franziskus
Ob sich einzelne Bistümer, Gemeinden oder Einrichtungen die Anregungen der Orientierungshilfe zu Eigen machen, ist letztlich ihnen selbst überlassen. Kardinal Marx wirbt jedenfalls dafür: Alle kirchlichen Einrichtungen sollten sich dafür interessieren, ihre Investments an christlichen Wertvorstellungen zu orientieren. Es reiche nicht aus, dass das Kapital nur der wohltätigen Arbeit der eigenen Einrichtungen zugutekomme. "Es muss ihnen ebenso um die direkten und indirekten Auswirkungen ihrer Investitionen auf die Umwelt und auf andere Menschen, besonders auf die Armen, gehen", sagte er.
Marx weist darauf hin, dass ihm die neue Enzyklika des Papstes "Laudato si" für dieses Thema Mut mache. Darin gehe es Franziskus um eine Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne und um neue Kriterien für eine neue Fortschrittsidee. Dazu gehöre auch eine Wirtschafts- und Finanzwelt, die Menschen nicht zerstöre. Die Orientierungshilfe, die zunächst in der Auflage von 35.000 Exemplaren erscheint, soll nach Marx Wunsch schon bald ins Italienische übersetzt werden: Denn im Vatikan möchte der Kardinal sie dem noch recht neuen Rat für Wirtschaftsangelegenheiten übergeben, den er seit einem Jahr koordiniert.