Wiener Kardinal über Europa und die Papstrede zum Karlspreis

Schönborn: Papst ist Visionär für die Menschheit

Veröffentlicht am 07.05.2016 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn.
Bild: © KNA
Europa

Wien ‐ Er habe eine Vision des Zusammenlebens entworfen, der auch nicht-religiöse Menschen zustimmen könnten, sagt der Wiener Kardinal Christoph Schönborn über die Rede des Papstes zum Karlspreis.

  • Teilen:

Zugleich lobte er die EU-Spitze für die Bestellung von Jan Figel zum ersten EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit. Angesichts mancher europaskeptischer Haltungen auch in der Kirche habe der Papst deutlich gemacht, "dass es Aufgabe der Kirche ist, Europa mit aufzubauen", betonte Schönborn. Für Franziskus gehöre es untrennbar zur Verkündigung, Schwachen und Verletzten Trost und Hilfe zu geben und für Menschenrechte einzutreten.

Besonders die Religionsfreiheit als ein Kernbestandteil der Menschenrechte sei derzeit weltweit in neuer Weise gefährdet, erinnerte der Kardinal. Die EU habe dies erkannt mit der Einsetzung des eigenen Sonderbeauftragten. Das sei "nicht eine höfliche Geste an den Papst oder an die Kirche", sondern "eine Erinnerung der Politik daran, welche Sprengkraft die Menschenrechte und mit ihnen die Religionsfreiheit haben".

Der Slowake Figel sei vor diesem Hintergrund genau die "richtige Wahl", sagte der Wiener Erzbischof. Er nannte Figel einen "Europäer der ersten Stunde nach der Wende", der keinen Hehl mache aus der christlichen Grundlage seiner Politik. Gleichzeitig habe der frühere Vorsitzende der christdemokratischen Partei KDH für Bildung und Kultur selbst sowohl die kommunistische Verfolgung aus religiösen Gründen sowie auch die "Samtene Revolution" von 1989 miterlebt. "Jene Menschen, die damals für die Glaubensfreiheit eingetreten sind, konnten ein unmenschliches System friedlich zu Fall bringen", erinnerte der Kardinal. (KNA)