Wie behält man das Smartphone sicher und sauber?

Schutz vor Datenklau und Viren

Veröffentlicht am 02.11.2016 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 
Medien

Mainz ‐ Zur Medienkompetenz gehört auch, zu wissen, wie man sein Smartphone sicher und sauber behält. Viele Jugendliche sind sich dessen nicht bewusst und geben Daten preis. Aber wie schützt man sich davor?

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Das Smartphone ist für viele ein ständiger Alltagsbegleiter: per App informiert es uns jederzeit über Neuigkeiten, unterhält uns mit Spielen und Videos und ganz nebenbei können wir telefonisch oder per Instant Messenger unsere Kontakte pflegen. Aus diesem Grund sind auf einem Smartphone meistens sehr wichtige private Daten wie Telefonnummern, E-Mails und Fotos gespeichert. Umso wichtiger ist es, diese persönlichen Daten zu schützen – vielen Jugendlichen und Erwachsenen fehlen dafür aber die entsprechenden Kenntnisse. Sogar Maßnahmen, die zum Basisschutz des Smartphones gehören, wie eine Bildschirmsperre oder ein Anti-Viren-Programm, werden von vielen nicht genutzt.

Ohne es zu wissen hinterlassen wir so bei der Benutzung unseres Smartphones eine digitale Spur, indem beispielsweise Bewegungsprofile über uns erstellt werden oder wir Apps Zugriffsrechte auf unsere Daten gewähren. Doch wie geschieht das oftmals ohne, dass wir es bemerken? Und noch wichtiger: wie können wir uns vor Datenmissbrauch schützen?

Ist Datenschutz notwendig?

Die Deutschen sind sehr sensibel, wenn es um ihre persönlichen Daten geht: Der Schutz privater Daten ist ihnen zwar sehr wichtig – trotzdem nutzen sie problematische Dienste. Eine Erklärung für dieses Verhalten kann die Gewöhnung an den Komfort eines Smartphones sein – es ist mit seinen praktischen Diensten wie dem Zugreifen auf die Cloud unabhängig vom Standort aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dementsprechend nehmen viele das Risiko in Kauf, persönliche Daten preiszugeben, um bestimmte Dienste nutzen zu können.

Aber auch das mangelnde oder nicht vorhandene Bewusstsein über die möglichen Datenabflüsse und die daraus resultierende Wichtigkeit von Datenschutz am Smartphone sowie die Folgen der Datenpreisgabe mögen Gründe für den fehlenden aktiven Datenschutz der Smartphone-Nutzer sein.

Vielen erscheinen ihre Daten auch nicht wichtig genug, als dass diese genutzt und ausspioniert werden könnten. Im Gegenteil: Da die bisher einzig erkennbare Folge von fehlendem Datenschutz personalisierte Werbung ist, halten gerade Jugendliche diese Verknüpfungen für sinnvoll und sehen sie als Vorteil.

Fest steht: personenbezogene Daten wie Name, Adresse, Interessen und Standort sind privat - für Unternehmen sind sie jedoch bares Geld wert. Durch ihre Auswertung können Nutzerprofile erstellt werden, die beispielsweise personalisierte Werbung ermöglichen. Viele praktische Smartphone-Dienste werden so scheinbar kostenlos angeboten – jedoch bezahlen wir die Nutzung der Apps nicht mit Geld, sondern eben mit unseren Daten, der Währung des 21. Jahrhunderts.

Um ein kompetenter Medien- bzw. Smartphone-Nutzer zu sein, muss ich aktiv zur eigenen Smartphone-Sicherheit beitragen können. Jeder muss lernen, wie die wichtigsten Gefahrenbereiche erkannt und diesen mit praktischen Handlungstipps entgegen getreten werden kann.

„If you are not paying for something, you are not the customer. You are the product being sold.“

—  Zitat: Andrew Lewis

Gefahren am Smartphone erkennen

Um die Möglichkeiten eines Smartphones vollständig nutzen zu können, müssen für diverse Zusatzfunktionen Apps auf einem digitalen Marktplatz, dem Store, bei kostenpflichtigen Apps gekauft und heruntergeladen werden – hierbei ergeben sich oftmals schon die ersten Datenfallen: um eine App voll nutzen zu können, benötigt diese oftmals Zugriff auf bestimmte Funktionen des Geräts und damit auf private Daten, wie beispielweise die Kontakte. Über die Zugriffberechtigungen wird geregelt, welche Zugriffe eine App erhält. Die App-Anbieter können dabei selbst bestimmen, welche Zugriffe sie für die Benutzung einfordern.

Wirft man vor der Installation der App einen Blick auf die geforderten Zugriffberechtigungen, scheinen diese für die Funktionen der App nicht immer notwendig zu sein, besonders weil sie jederzeit gelten – also auch, wenn die App nicht aktiv genutzt wird. Ein großer Teil aller Apps funktioniert nur mit Zugriff auf das Internet, die Gefahr von Datenmissbrauch durch die Weiterleitung der Daten an den App-Hersteller ist damit noch größer. Apps mit weitreichenden Zugriffen sollten aus diesem Grund immer kritisch hinterfragt werden. Generell ist es jedoch schwer zwischen sinnvollen und problematischen Berechtigungen zu unterscheiden, weswegen eine endgültige Sicherheit nie gegeben ist.

Auch die Praxis der Anbieter sowie der App-Store-Betreiber, Rechte nur summarisch zu beschreiben, verschleiert, was wirklich von einer App "nach Hause" gemeldet wird. Dies liegt letztlich am Geschäftsmodell: ein App-Programmierer erhält umso mehr Geld, je mehr Daten seine App liefert. Also Vorsicht vor allen kostenlosen Spielen und Anwendungen! Beim Download von (scheinbar notwendigen) Apps sollten immer alternative Dienste in Betracht gezogen werden.

Die EU-Initiative Klicksafe.de, die sich die Förderung von Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet  zur Aufgabe gemacht hat, nennt sechs einfache Tipps, mit deren Beachtung das Downloaden von Apps sicherer wird (Safer Smartphone- Sicherheit und Schutz für das Handy, Heft II, S. 8:): 1. Bestenlisten und Topdownloads sind kein Sicherheitsmerkmal, 2. Nutzerkommentare durchlesen, 3. Alternative App Stores meiden, 4. Nutzungsbedingungen lesen, 5. Berechtigungen beachten, 6. App-Updates bedenken. Als wichtige Regel kann gelten, dass eine App nicht heruntergeladen werden sollte, wenn dem Nutzer schon vor dem Download etwas seltsam vorkommt.

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Video: © katholisch.de

"...und es hat Klick gemacht": Datenschutz. Selbst Clinton und Merkel wurden schon gehackt. Ob Email, Smartphone oder Social Media, durch das Internet werden wir angreifbar. Wie wir uns davor schützen können, erklärt Professor Andreas Büsch in der neuen Folge "Datenschutz".

Optimal geschützt

Wie auch ein Computer ist und bleibt ein Smartphone anfällig für Angriffe durch Viren und Malware, die Schäden auf dem Gerät anrichten können. Ein optimaler Schutz vor solchen Gefahrenquellen ist abhängig vom Betriebssystem, jedoch ist es sinnvoll sowohl für iOS- als auch für Android-betriebene Geräte eine Sicherheitsapp zu installieren, die von vielen Herstellern von Sicherheitssoftware auch für Smartphones angeboten wird. Diese Apps sind meistens kostenfrei und völlig ausreichend für normale Smartphone-Nutzer. Ein Smartphone kann außerdem vor Malware und Viren geschützt werden, indem Updates für installierte Apps immer regelmäßig und rechtzeitig durchgeführt werden. Passiert dies nicht, kann es zu Sicherheitslücken kommen und private Daten sind nicht mehr geschützt.

Was tun bei Datenverlust?

Zum Datenverlust kann es jedoch nicht nur auf digitalem Weg kommen – jährlich werden viele Smartphones gestohlen oder gehen verloren. Dies klingt beunruhigend, wenn man bedenkt, wie viele persönliche Daten auf dem Smartphone gespeichert sind. Doch auch hier gibt es hilfreiche Maßnahmen: so sollte der Bildschirm stets mit einem guten Passwort oder einer langen PIN gesichert sein. Wie ein sicheres Passwort aussehen soll, erklärt Klicksafe.

Eine Entsperrung durch Muster- oder Gesichtserkennung ist nicht zu empfehlen, da diese nicht ausreichend sicher sind. Als weitere Sperrung für den Bildschirm etabliert sich allerdings zunehmend die Entsperrung durch den digitalen Fingerabdruck – eine praktische, bequeme weil schnelle Möglichkeit, den Bildschirm zu sichern und zu entsperren. Doch nicht nur über den Bildschirm sollte ein Smartphone gesichert sein, auch der Gerätespeicher sollte verschlüsselt und von allen Daten Backups, also Sicherheitskopien, auf externen Speichern angefertigt werden.

Schließlich bieten manche Mobilfunkprovider oder eben zusätzliche Apps sowie alternative Betriebssysteme die Möglichkeit, ein Smartphone oder Tablet aus der Ferne zu löschen. So sind bei einem Verlust des Smartphones nicht alle Daten verloren oder sofort einsehbar.

Bewegungsprofile

Eine weitere "Datenschutzfalle" ist der von vielen Apps geforderte Zugriff auf den Standpunkt – diese Zugriffsberechtigung ist beispielsweise sinnvoll für eine Navigation,  kann aber auch zur Erstellung eines Bewegungsprofils missbraucht werden. Für ein Bewegungsprofil werden gesammelte Standpunkte des Smartphones (und damit des Nutzers) verknüpft und zu einem Profil zusammengefasst, womit Rückschlüsse auf Wohnort, Arbeitsplatz oder Freizeitverhalten gemacht werden können. Handysektor.de erläutert in dem Video "Was ist eigentlich ein Bewegungsprofil?" anschaulich, wie so etwas funktioniert.

Verschiedene Social Media-Apps auf einem iPhone.
Bild: ©picture alliance/HOCH ZWEI

Social Media-Apps auf einem Smartphone: Es gibt einfache Tipps, mit deren Beachtung das Downloaden von Apps sicherer wird.

Datenschutz – ein Grundrecht

Durch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung sind personenbezogene Daten in Deutschland per Gesetz geschützt. Niemand darf diese ohne Einwilligung der betroffenen Person speichern, veröffentlichen oder weitergeben. Damit steht fest: Unsere privaten Daten müssen geschützt werden, denn in Zeiten von Enthüllungen durch Whistleblower wie Edward Snowden über weltweite Abhör-Skandalen durch NSA, BND und andere Nachrichtendienste ist das Thema Datenschutz und -missbrauch aktueller denn je. Auch durch die rasant wachsenden technischen Möglichkeiten, die es ermöglichen Menschen unbemerkt auszuspionieren, erhält Datenschutz enorme Bedeutung.

Um jedoch ein "informierter" kompetenter Nutzer von digitalen Medien zu werden, der sich nicht mehr nur vor staatlichen Zugriffen, sondern auch vor Kosten- und Datenfallen auf dem Smartphone von privatrechtlichen Konzernen schützen muss, muss man verstehen, wo und wie welche Daten gesammelt werden. Erst so kann unser Recht auf informationelle Selbstbestimmung umgesetzt und selbst entschieden werden, welche Daten wir wo veröffentlichen möchten. Es gilt, die Herausforderung zu bewältigen, das Gleichgewicht zwischen Wahrung der privaten Daten und damit der Menschenwürde zu finden und trotzdem nicht bewahrpädagogisch zum digitalen Stillstand zu kommen.

Weiterführende Links und Informationen:

Von Elisabeth Müller

Die Autorin

Elisabeth Müller ist Mitarbeiterin der Clearingstelle Medienkompetenz.