Joschka Fischer und Roland Koch stellen Buch über Kloster Eberbach vor

Seine "Einstiegsdroge" war der Messwein

Veröffentlicht am 17.10.2015 um 13:01 Uhr – Von Michael Merten (KNA) – Lesedauer: 
Seine "Einstiegsdroge" war der Messwein
Bild: © KNA
Bücher

Eltville ‐ Einst erbitterte Kontrahenten, haben Joschka Fischer und Roland Koch gemeinsam ein neues Buch über Kloster Eberbach vorgestellt. Der grüne Ex-Minister hat seine ersten Erfahrungen mit dem Wein - und dem Weihrauch - als Ministrant gesammelt.

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"Die offizielle Einstiegsdroge war das Weihrauch, die inoffizielle war der Messwein", erinnert sich der Politiker. Ernüchternd musste er feststellen: "Es war ein furchtbares Zeug, süß und pappig."

Aus dem Knaben Joschka wurde 1985 der erste grüne Landesminister in Hessen. Er sorgte nicht nur mit Turnschuhen im Parlament für Aufsehen, sondern lernte bald auch deutlich bessere Weine kennen. Jene großen Lagen des Rheingaus etwa, und vor allem die hauseigenen Weine seiner Regierung. Denn seit der Nachkriegszeit gehört das 220 Hektar umfassende Weingut des Klosters Eberbach dem Land Hessen. Auch einer der größten Kontrahenten Fischers, der frühere CDU-Ministerpräsident Roland Koch, wurde durch diese Verbindung zum Freund des früheren Zisterzienserklosters.

Architektur des Klosters und Raritäten aus dem Weinkeller

Im Landtag duellierten sich die beiden Politiker meist heftig - am Freitagabend hingegen warben sie gemeinsam für ein neues Buch über das Kloster Eberbach, seine Geschichte und seinen Wein. Nicht nur Koch und Fischer, sondern auch Verleger Ralf Frenzel hat eine langjährige Bindung zu der 1136 gegründeten Abtei, die in der Säkularisation 1803 aufgelöst wurde. Mit seinem Weinmagazin Fine organisierte er dort 2009 eine Vergleichsprobe deutscher und französischer Burgunderweine, bei der etwa Weine des berühmten Assmannshäuser Höllenbergs nicht zurückstanden.

Bild: ©dihetbo/Fotolia.com

Die ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Eberbach im Rheingau bei Eltville (Hessen).

Nun legt Frenzel einen opulent gestalteten Band über Kunst, Kultur und Geschichte der fast 900 Jahre alten Abtei vor. Die Fotos würden schon als reiner Bildband überzeugen. Doch das Buch bietet auch viel Inhalt. Die fünf Autoren gehen auf die Architektur des Baus ein, der seit 1998 der gemeinnützigen "Stiftung Kloster Eberbach" gehört. Sie heben die wichtigsten historischen Stationen hervor und widmen sich ausführlich dem Staatsweingut. In einer umfassenden Beschreibung stellen sie Raritäten aus der historischen Schatzkammer vor, wo jahrhundertealte Flaschen regelmäßig entkorkt und neu abgefüllt werden, um ihre Frische zu erhalten.

Die Altpolitiker unterhalten bei der Buschvorstellung

Politik, da sind sie Koch und Fischer einig, muss die Menschen unterhalten. Das tun beide Altpolitiker auch bei der Buchvorstellung. Fischer schwankt zwischen Weinkenner und Kabarettist, Koch gibt sich staatstragender. Der Grüne bekundet, dass er für große Weine, die mit ihrer "unglaublichen Tiefe" noch lange nach dem Trinken nachhallten, auch bereit sei, viel Geld auszugeben. Doch wenn es zu teuer werde, melde sich der innere Schwabe in ihm, der sich sage: "Es ist doch nur Wein - nachher gehst du auf's Klo, und das war's."

Koch, der zehn Jahre lang Aufsichtsratsvorsitzender des Weinguts war, mahnt die Winzer des Rheingaus, höchste Ansprüche an ihre Weine anzulegen: "Historisch gesehen waren Rheingauer Weine teurer als Bordeaux." Das Weingut Kloster Eberbach will weiter auf Anspruch statt Menge setzen, versichert der Stiftungsvorsitzende Martin Blach. Der 2015er Jahrgang stimmt ihn optimistisch; es sei ein "herausragendes Weinjahr". So manche Trockenbeerenauslese, versichert Blach, werde in die Schatzkammer wandern.

Hinweis

Tre Torri Verlag: "Kloster Eberbach - Geschichte und Wein", 224 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, ISBN 978-3-944628-71-4, 37,45 Euro (ab Januar 2016 49,90 Euro).
Von Michael Merten (KNA)