"Sich einsetzen für eine bessere Welt"
Mit dem Dreiklang "Zuhören. Entscheiden. Handeln" hat Armin Laschet in den letzten Monaten um Wähler in Nordrhein-Westfalen gekämpft. Nun kann der CDU-Mann wohl tatsächlich zeigen, wie er im bevölkerungsreichsten Bundesland handeln will. Am Sonntag erhielt seine Partei nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 33,0 Prozent, knapp sieben Prozent mehr als vor fünf Jahren (2012: 26,3 Prozent). Ministerpräsidentin Hannelore Kraft trat angesichts der krachenden Niederlage der amtierenden Landesregierung von ihren Parteiämtern zurück.
Aus seinem katholischen Glauben macht Laschet keinen Hehl, ohne aber damit hausieren zu gehen. Am Wahltag zog es den 56-Jährigen, der bis 2016 Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken war, in den Kölner Dom, wo die Solidaritätsaktion des katholischen Hilfswerks Renovabis eröffnet wurde.
"Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance"
Laschet wuchs in Aachen als Sohn eines Bergmanns auf. Der Vater schulte dank Förderung zum Lehrer um. Dass er und seine drei Brüder studieren konnten, sei beileibe keine Selbstverständlichkeit, aber seinen Eltern sehr wichtig gewesen, so Laschet. "Mein Vater hat mir so gezeigt, dass sich Arbeit lohnt und dass Aufstieg möglich ist. Dies will ich allen Kindern in Nordrhein-Westfalen unabhängig von der Herkunft der Eltern ermöglichen", so der Politiker, der von 2005 bis 2010 bereits Integrationsminister in NRW war. Sein 2009 veröffentlichtes Buch "Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance" ist somit als programmatische Aussage zu werten.
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Sein gerade veröffentlichtes 100-Tage-Sofortprogramm für das knapp 18 Millionen Einwohner zählende Bundesland lautet knapp: "Für einen Neuanfang bei der Inneren Sicherheit, beste Bedingungen für die Bildung unserer Kinder und Vorfahrt für Arbeitsplätze." In der Debatte um schulische Inklusion will er Wahlfreiheit beim gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Daher dürften keine weiteren Förderschulen geschlossen werden.
Vom Familienminister zum Oppositionsführer
Gerade in der Flüchtlingspolitik hat sich der CDU-Bundesvize immer wieder an die Seite seiner Parteivorsitzenden Angela Merkel gestellt; so etwa beim Doppelpass, den er wie die Kanzlerin beibehalten will. Dennoch pocht der studierte Jurist auf Klarheit: "Wenn man wie wir dafür eintritt, ankommenden Flüchtlingen zu helfen, muss man andererseits deutlich denen gegenüber, die sich nicht an Gesetze halten, das Recht durchsetzen."
Als Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration im Kabinett von Jürgen Rüttgers konnte Laschet bereits breite Regierungserfahrungen sammeln. In den letzten fünf Jahren war der NRW-CDU-Chef Oppositionsführer im Landtag. Bereits mit 28 Jahren war er Ratsherr im Aachener Stadtrat, später Abgeordneter im Bundestag und im Europaparlament. "Mein Wunsch war es immer, mich einzusetzen für eine bessere Welt", so Laschet, der auch als wissenschaftlicher Berater der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth arbeitete.
Entscheidend für ihn ist auch seine christliche Prägung. Als Jugendlicher war Laschet Messdiener und Gruppenleiter in einer katholischen Pfarrgemeinde. Die Kirche ist nicht nur der Ort, an dem er erste Kontakte zur CDU knüpfte, auch seine Frau Susanne lernte er hier kennen: genauer gesagt im Kinderchor, den ihr Vater leitete. Laschet heiratete seine Jugendliebe schon mit 24 Jahren. Die Buchhändlerin und der Politiker haben drei erwachsene Kinder.
Oft heißt es, Laschet fehle es an Biss
Nach seinem Jura-Studium wollte Laschet Journalist werden. Seine ersten Erfahrungen sammelte er beim Bayerischen Fernsehen und dem Privatsender Radio Charivari. Doch obsiegte seine Liebe zum Aachener Karneval, zu Reitturnier und Aachener Dom. "Das ist für mich Heimat, Abendland, Europa." So wurde er 1991 Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, von 1995 bis 1999 war er Verlagsleiter und Geschäftsführer des Aachener Einhard Verlags, ehe er ganz in die Politik wechselte.
Zu seinem persönlichen Stil hieß es häufig, Laschet fehle es an Biss. "Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, den Wahlkampf in der Sache hart, aber trotzdem menschlich fair zu führen", sagte er dazu. "Und das haben wir durchgehalten, und daran wird auch nichts geändert. Ich bin so, wie ich bin."
15.05.2017, 09.00 Uhr: ergänzt um vorläufiges amtliches Endergebnis.