"Ökumenischer Tag der Schöpfung" über das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft

Staunen, Forschen, Handeln

Veröffentlicht am 05.09.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Natur und Umwelt

München ‐ Erst vor vier Jahren ist der "Ökumenische Tag der Schöpfung" von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ins Leben gerufen worden. Seitdem treffen sich jährlich Christen der verschiedenen Konfessionen, um für das Thema Schöpfung zu sensibilisieren. Dieses Mal finden die zentralen Feierlichkeiten in München statt. Vertreter aus Kirche und Gesellschaft sind auf unterschiedliche Weise daran beteiligt.

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"Staunen und Forschen gehören zusammen. Theologie und Wissenschaft dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen", heißt es zum diesjährigen "Tag der Schöpfung" auf der Internetseite der ACK. Daher wolle man unter dem Motto "Staunen. Forschen. Handeln. – Gemeinsam im Dienst der Schöpfung" fragen, wie Wissenschaft und christlicher Glaube zusammenwirken könnten, um die Schöpfung zu bewahren.

Feierlichkeiten mit Prozession und orthodoxer Wasserweihe

Den Gottesdienst zum Auftakt der Veranstaltung in der Universitätskirche St. Ludwig feiern alle drei christlichen Konfessionen gemeinsam: Der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Metropolit Augoustinos, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, nehmen daran teil.

Nach dem Gottesdienst ist eine Prozession durch den Englischen Garten mit einer orthodoxen Wasserweihe geplant. Die Wasserweihe ist eine Gottesdienstform der Orthodoxie, die zum Gedenken an die Taufe des Herrn am 6. Januar gefeiert wird. Darüber hinaus zelebrieren sie die Geistlichen, wenn es darum geht, besonders um die Bewahrung der Schöpfung zu beten. Dies ist etwa am 1. September der Fall, wenn für die orthodoxe Kirche das Kirchenjahr beginnt – oder eben am "Ökumenischen Tag der Schöpfung". Unter anderem taucht der Bischof oder Priester bei der Weihe das Kreuz drei Mal in Wasser ein, als Zeichen dafür, dass die ganze Schöpfung gesegnet werden soll.

Über das Motto des Tages soll am Abend in einem Podiumsgespräch diskutiert werden, für das unter anderem die Bundestagsvizepräsidentin Edelgard Bulmahn (SPD) ihre Teilnahme zugesagt hat.

Die Veranstaltung wirkt jedoch über München hinaus. "Der Tag der Schöpfung lebt davon, dass möglichst viele ihn in ökumenischer Gemeinschaft mitfeiern", so die ACK. Einzelne Gemeinden finden deshalb auf der Internetseite Materialien wie Gottesdiensthilfen, damit sie an ihren Orten den Tag gemeinsam begehen können. Daneben bieten regionale ACK-Gruppen eigene Aktionen an, darunter eine ökumenisch-ökologische Wanderung in Osnabrück.

Impuls aus der Orthodoxen Kirche

Der "Ökumenische Tag der Schöpfung" geht auf einen Impuls aus der Orthodoxie zurück. 1989 hatte der Ökumenische Patriarch Dimitrios I. dazu eingeladen, am 1. September besonders für die Schöpfung zu beten. Christen sähen die Umweltzerstörung mit großer Sorge. Dieser Vorschlag floss in die sogenannte "Charta Oecumenica" ein, an der sich die europäischen Kirchen im Umgang miteinander orientieren sollen.

Auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München wurde der neue Gedenktag feierlich verkündet und als Termin jeweils der erste Freitag im September festgelegt. "Dass die Schöpfung Gottes einen Platz im Kirchen- und Gottesdienstkalender bekommt, ist ein erster konkreter Schritt", sagte der damalige Vorsitzende der ACK, Friedrich Weber.

Im Mittelpunkt solle das Lob des Schöpfers stehen, aber auch "die eigene Umkehr angesichts der Zerstörung der Schöpfung und konkrete Schritte zu ihrem Schutz", beschreibt die ACK die Absicht des Tages. Die bisherigen vier "Ökumenischen Tage der Schöpfung" hatten in Brühl, Berlin, Nagold und Hamburg stattgefunden.

Von Theresia Lipp