Debatte auch innerhalb der Union – Versöhnliche Signale von Marx

Streit über Söders Kreuz-Erlass geht weiter

Veröffentlicht am 06.05.2018 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Auch zehn Tage nach dem Kreuz-Erlass geht die Debatte um die Entscheidung der bayerischen Landesregierung weiter. Dabei kam es am Wochenende auch zum Streit zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU.

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Die Debatte über den Kreuz-Erlass der bayerischen Staatsregierung geht weiter. Dabei werden auch in der Union unterschiedliche Positionen deutlich. CSU-Generalsekretär Markus Blume attackierte in der "Bild am Sonntag" den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU), der die Anordnung seines Amtskollegen Markus Söder (CSU) kritisiert hatte. "Dieses Störfeuer aus dem Norden muss aufhören. Menschen wollen Orientierung und keine Weichspülerei", sagte Blume. Es sei "verstörend, wenn sich ein führender Vertreter unserer Schwester-C-Partei in der Frage der christlichen Prägung die falschen Argumente seiner Koalitionspartner zu eigen macht, anstatt das C kraftvoll zu vertreten."

Klöckner kritisiert Marx-Kritik am Kreuz-Beschluss

Günther hatte am Samstag erklärt, er halte die Kreuzpflicht in bayerischen Behörden für nicht akzeptabel. "Als Katholik habe ich große Sympathie dafür, dass wir das Kreuz im öffentlichen Raum zeigen. Wer daraus eine Pflicht machen will, vereinnahmt die Religion für den Staat und für die eigene Partei", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Unterdessen wies die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner Kritik von Kardinal Reinhard Marx am Kreuz-Erlass als unangemessen zurück. Klöckner sagte der "Bild am Sonntag": "Die Frage ist doch auch, ob es das richtige Signal ist, wenn Kardinäle ihr Kreuz aus Rücksichtnahme auf andere Religionen abnehmen." Marx wie auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatten vor einem Besuch des Tempelbergs in Jerusalem im Oktober 2016 ihre Brustkreuze zeitweise abgenommen, um nicht die religiösen Gefühle Andersgläubiger zu verletzen. "Das Kreuz als Symbol steht für Versöhnung: Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Solidarität", betonte Klöckner, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Bayern sei "frei, das so zu entscheiden."

Versöhnliche Signale von Kardinal Marx

Marx sandte unterdessen am Samstag versöhnliche Signale in Richtung Politik. Er sagte im Würzburger Kiliansdom, die Kirche begrüße alle Initiativen für Kreuze im öffentlichen Raum. Auch sei es gut, dass der Staat ein besonderes Verhältnis zu den Kirchen pflege. Es sei segensreich, dass der Staat den Kirchen den Raum gebe, Zeugnis zu geben, so der Erzbischof von München und Freising. Aber es seien zuerst die Christen, die diesen Raum nutzen und ihn füllen müssten. Marx hatte Söder zuvor vorgehalten, mit seinem Kreuzerlass "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst zu haben. "Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden", sagte er. Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief unterdessen dazu auf, in der Debatte über das Kreuz die Auferstehung Jesu stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Mehr als ein Zeichen für Identität oder Kultur sei das Kreuz ein Zeugnis für den auferstandenen Jesus Christus, sagte der Erzbischof am Sonntag. Es sei gut und richtig, dass die Kreuze auf Bergen, an Straßen, in der Natur sowie auch in öffentlichen Gebäuden verehrt würden. "Ein Christ freut sich über jedes Kreuz, das er sieht." (stz/KNA)