Staatsanwaltschaft geht von geringerem Schaden aus

Teilgeständnis im Eichstätter Finanzskandal

Veröffentlicht am 09.05.2018 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Bistum Eichstätt

Eichstätt/München/Bonn ‐ Die Aufarbeitung der Finanzaffäre im Bistum Eichstätt geht weiter voran. Nun haben die Beschuldigten ein Teilgeständnis abgelegt. Außerdem nennen die Ermittler eine neue Zahl zum möglichen Schaden.

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Die beiden Beschuldigten im Eichstätter Finanzskandal haben gegenüber den Ermittlern ein Teilgeständnis abgelegt. Das bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf Nachfrage am Mittwoch. Der frühere stellvertretende Finanzdirektor der Diözese sowie ein weiterer Mann säßen aber weiter in Untersuchungshaft. Über mögliche weitere Beschuldigte könne man derzeit nichts sagen.

Zugleich bezifferte die Staatsanwaltschaft den bisher gesicherten Vermögensschaden auf mindestens eine Million US-Dollar (840.000 Euro). Laut einer Mitteilung handele es sich dabei um Bestechungszahlungen, weshalb ein tatsächlich höherer Schaden nicht ausgeschlossen sei.

Die Anklagebehörde betonte jedoch, dass sie nicht mehr von einer vollständigen Abschreibung der Darlehen von insgesamt rund 60 Millionen US-Dollar ausgehe. Die ursprüngliche, "sehr negative Bewertung der Darlehensrückzahlungsansprüche" werde aufgrund neuer Erkenntnisse "nunmehr erheblich in Frage gestellt". Zur niedrigeren Schadensschätzung trügen auch die "inzwischen tatsächlich erfolgten Darlehensrückzahlungen" bei.

Kein Kommentar aus dem Bistum Eichstätt

Das Bistum Eichstätt werde die "Zwischeneinschätzung" der Ermittlungsbehörden grundsätzlich nicht kommentieren, hieß es auf Anfrage von katholisch.de. Derzeit warte man noch auf eine bereits Anfang Februar beantragte Akteneinsicht. Zugleich halte die Diözese weiterhin einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe für realistisch. "Der theoretisch denkbare Schaden beläuft sich auf eine Summe von bis zu 55,15 Mio. US-Dollar", hieß es auf Anfrage. Wie die Diözese weiter mitteilte, seien in den Jahren 2015 und 2016 bereits insgesamt 5 Millionen US-Dollar (4,2 Millionen Euro Tageskurs) zurückgezahlt worden.

Linktipp: Bistum Eichstätt strukturiert Finanzverwaltung um

Im Zuge der kürzlich bekannt gewordenen Finanzaffäre wurden eklatante Probleme der Finanzverwaltung im Bistum Eichstätt offenbar. Bischof Gregor Maria Hanke reagiert nun mit einer Reihe neuer Gesetze. (Artikel von März 2018)

Die Finanzaffäre im Bistum Eichstätt war Anfang Februar durch die Diözese selbst öffentlich gemacht worden. Bereits im Sommer 2017 hatte Bischof Gregor Maria Hanke einen ehemaligen Mitarbeiter seiner Finanzverwaltung sowie eine weitere Person angezeigt. Der Vorwurf lautet auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Die beiden Angeklagten sollen in mehr als 30 Fällen ungesicherte Kredite für Bauprojekte in den USA vergeben haben. Nach einer ersten Schätzung beliefen sich die Darlehen aus dem Diözesanvermögen auf bis zu 60 Millionen US-Dollar oder etwa 50 Millionen Euro. Als Reaktion auf den Skandal hatte Hanke im März die Finanzverwaltung seines Bistums neu strukturiert, um eine bessere Kontrolle der Geschäfte zu gewährleisten. Wenige Tage zuvor hatten Eichstätter Katholiken den Bischof bei der Kleruskongregation im Vatikan wegen schwerwiegender Verletzungen seiner Amtspflicht angezeigt. (kim/KNA)