Liturgie-Experte Haunerland betont Wichtigkeit des Zölibats

Theologe: Verzicht auf Zölibat kein Fortschritt

Veröffentlicht am 23.09.2016 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 
Theologe: Verzicht auf Zölibat kein Fortschritt
Bild: © KNA
Theologie

München ‐ Nun hat sich auch Liturgie-Experte Winfried Haunerland in die Debatte um den Pflichtzölibat eingeschaltet. Zu den Forderungen nach einer ersatzlosen Abschaffung hat er eine klare Meinung.

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Nach den Worten des Münchner Liturgiewissenschaftlers Winfried Haunerland wäre ein ersatzloser Verzicht auf den Zölibat kein Fortschritt für die katholische Kirche. Die Bereitschaft, sich zum Priester weihen zu lassen, schließe den Willen ein, nicht nur Arbeitszeit und Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, sagte der Theologe der "Münchner Kirchenzeitung" (Sonntag). Dazu gehöre auch, sich selbst in den Dienst nehmen zu lassen. "Das aber muss in irgendeiner Weise auch konkret im Leben erfahrbar werden." An diesen Anspruch erinnere die zölibatäre Lebensform sehr deutlich.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hatte sich jüngst für eine Freiwilligkeit beim Zölibat ausgesprochen und die Weihe von sogenannten "Viri probati" (würdigen Männern), etwa verheirateten Diakonen, empfohlen. Daraufhin hatte es seitens der Bischöfe Widerspruch gegeben.

Haunerland: Abschaffung des Zölibats verändert Priesteramt

Der priesterliche Zölibat lebe wesentlich davon, dass er die gemeinsame Lebensform einer Gruppe sei, erläuterte Haunerland. Wenn der Einzelne seine Ehelosigkeit immer wieder rechtfertigen müsse, würde der Freiheit zur Eheschließung sehr bald die Erwartung folgen, dass ein Priester, der kein Sonderling sein wolle, verheiratet zu sein habe. Vor allem aber müssten sich alle klar sein, dass ein Verzicht auf den Zölibat als die verbindliche Lebensform der katholischen Priester Auswirkungen auf die Sozialgestalt des priesterlichen Amtes hätte.

Linktipp: Voderholzer: Das ist völlig weltfremd

Hilft die Abschaffung des Pflichtzölibats gegen den Priestermangel in Deutschland? Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sprach darüber mit katholisch.de. Seine Diagnose fällt eindeutig aus.

Die Verfügbarkeit für den Dienst an den Menschen müsse der verheiratete Priester immer wieder in Balance bringen mit seiner Verantwortung für die eigene Familie, so der Theologe. Dieser Aufgabe stellten sich natürlich auch manche Frauen und Männer in anderen Berufen. Sie schützen sich nicht selten durch eine starke Trennung von beruflichem und außerberuflichem Leben. Priester dürfe aber nicht nur ein Beruf sein, "der mich eine begrenzte Zeit in Beschlag nimmt, sondern soll den ganzen Menschen prägen".

Haunerland zeigte sich sicher, dass die katholische Kirche weltweit an der Ehelosigkeit der Priester festhalten werde. Denn in vielen Ländern Asiens und Afrikas gebe es keinen Priestermangel. Er könne aber nicht einschätzen, ob ortskirchliche Vorschläge, zu denen Papst Franziskus die Bischöfe immer wieder ermutige, auch in diesem Bereich willkommen wären und Aussicht hätten, realisiert zu werden. (KNA)