Dogmatiker Michael Seewald zur Debatte um Priesterinnen

Theologe will Weihe für Frauen mit Zölibatspflicht

Veröffentlicht am 28.05.2017 um 15:36 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Berlin ‐ Die Frage nach der Weihe von Frauen muss erlaubt sein, sagt der Dogmatiker Michael Seewald. Schließlich sei das geltende Verbot kein Dogma. Die Argumente dagegen seien zudem nicht stichhaltig.

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Der Theologe Michael Seewald fordert eine neue Debatte über das Priesteramt für Frauen in der katholischen Kirche. Aus seiner Sicht wäre eine Weihe von Frauen eine "behutsamere Veränderung" als eine Abschaffung des Zölibats, also der Pflicht zur Ehelosigkeit für Priester, schreibt er in der neuen Ausgabe der "Herder Korrespondenz". Der Zölibat sollte aber dann auch für Priesterinnen gelten, so der 29-jährige Priester, der als jüngster deutscher Professor für Dogmatik an der Universität Münster lehrt.

Auch wenn manchen Dogmatikern, so Seewald, "dabei die Haare zu Berge stehen, wäre es doch einen Gedanken wert zu fragen, ob die römische Kirche nicht Frauen zu Priesterinnen weihen und dabei die zölibatäre Lebensform für die ordinierten Frauen und Männer beibehalten könnte". 2015 habe es in ganz Deutschland nur noch 51 Priesterweihen gegeben. Daher müsse es bald eine Antwort auf den Priestermangel geben. Dabei sollten die Verantwortlichen in der Kirche "die Gelegenheit ergreifen, Antworten, die ihre Plausibilität verloren haben, grundsätzlich (und nicht nur pragmatisch) neu zu durchdenken".

Seewald hält Argumente für nicht stichhaltig

Frauen würden nur "aufgrund ihres Geschlechts, das sie sich nicht ausgesucht haben, vom ordinierten Amt ausgeschlossen", kritisiert der Theologe. Dabei seien aus seiner Sicht die Argumente nicht stichhaltig, mit denen immer wieder begründet werde, dass Papst Johannes Paul II. (1978-2005) das Nein zu Frauen am Altar endgültig besiegelt und die Debatte darüber beendet habe. Wenn er dies tatsächlich gewollt hätte, so Seewald, hätte Johannes Paul II. seine Entscheidung als Dogma oder als unfehlbar deklarieren können - was er aber nicht getan habe. Von daher dürften weitere Debatten kein Tabu sein.

Viele Argumente gegen die Weihe von Frauen wirkten konstruiert, so der Dogmatiker weiter. "Fehlende Überzeugungskraft kann aber nicht einfach durch den Einsatz kirchlicher Autorität ersetzt werden." Autorität könne also Argumente nicht ersetzen; überzeugende Argumente müssten dem Einsatz von Autorität vorausgehen. Anders als der Pflichtzölibat sei die Entscheidung, ehelos zu leben, immer eine Sache der freien Wahl, betont Seewald. Beim Ausschluss von Frauen aus dem potenziellen Empfängerkreis des Weihesakramentes hätten diese aber keine freie Wahl - nur aufgrund ihrer geschlechtlichen Bestimmung: "Das ist wesentlich problematischer als die Erwartung an Amtsträger, ehelos zu leben." (KNA)

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Papst Johannes Paul II. hat die Frage nach der Priesterweihe von Frauen für beendet erklärt. Zu Unrecht, meint die Dogmatikerin Johanna Rahner. Es gebe auch Argumente für das Priestertum der Frau.