Tiefpunkt nach Skandal
Die DSO spricht von einer "erschütternden Jahresbilanz". Ähnlich besorgt sieht das auch der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD). "Wir werten es nicht positiv, dass die Bereitschaft der Menschen zur Organspende abgenommen hat", sagte Thomas Vortkamp, der Geschäftsführer des Verbands, der 435 Kliniken in katholischer Trägerschaft vertritt. Er sehe seinen Verband nun noch stärker in der ethischen Pflicht, über das Thema Organspende zu informieren, so Vortkamp gegenüber katholisch.de.
Katholische Krankenhäuser fordern Transparenz
Als Ursache für den erneuten Spenderrückgang wird der Transplantationsskandal vom Sommer 2012 genannt, als einige Kliniken Spenderlisten manipuliert hatten. Diese Skandale hätten die Menschen verunsichert. Nun gehe es um Vertrauensgewinn, sagt Vortkamp. Den katholischen Krankenhäusern ist weiterhin die sogenannte Zustimmungsregelung wichtig, dass also die Entscheidung jedes Bürgers respektiert werde, ob für oder gegen die Organspende. Deshalb habe man im vergangenen Jahr zusammen mit dem evangelischen Krankenhausverband in 640 Kliniken Informations-Flyer zu dem schwierigen Thema verteilt.
Man überlege, mit einer neuen Aktion die Krankenhäuser zu sensibilisieren, so Vortkamp. Schließlich gebe es auch nach den Skandalen noch Menschen, die sich ganz bewusst für einen Organspendeausweis entscheiden. Er betont aber auch, dass insbesondere die DSO in der Pflicht sei, für mehr Transparenz und Vertrauen zu sorgen. Die Stiftung müsse sich auch fragen, wie viele Transplantationszentren in Deutschland wirklich nötig seien und ob weniger nicht ausreichten.
Gesundheitsminister Gröhe wirbt für Spenden
Die DSO betrachte die "drastische Entwicklung" des Rückgangs "mit großer Sorge", sagte Rainer Hess, der Vorsitzende der Stiftung. Er plädiert für eine kontinuierliche Aufklärung und Transparenz und versucht, die Menschen zu beruhigen: "Kein Patient muss in Deutschland befürchten, wegen einer Organspende von den Ärzten zu früh aufgegeben zu werden." Die gemeinnützige DSO begleitet in der Akutsituation alle Abläufe von der Feststellung des Hirntods bis zum Organtransport.
Angesichts des historischen Tiefs will auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) weiter für Organspenden werben. Jeder, der sich persönlich für eine Organspende entscheidet, könne Leben retten, sagte Gröhe gegenüber faz.net . "Wir müssen beharrlich bleiben." Schon in der letzten Wahlperiode habe man für mehr Transparenz gesorgt. "Es gibt mehr Informations- und Aufklärungsangebote, es gibt mehr Kontrolle und es gibt schärfere Sanktionsmöglichkeiten bei Fehlverhalten", so der Minister. Die Bundesregierung werde weiter über die Organspende "sachlich informieren" und für sie werben.
Von Agathe Lukassek