Tschechien: Streit wegen Papst-Einladung
Der tschechische Präsident Milos Zeman hat Papst Franziskus zu einem Besuch nach Tschechien eingeladen und damit für Diskussionen gesorgt. Anlass wäre das Gedenken am 75. Jahrestag der Zerstörung des Dorfes Lidice durch die Nationalsozialisten im Juni. Der Theologe und Templeton-Preisträger Tomas Halik erklärte nun, er hoffe, der Papst werde die Einladung nicht annehmen. "Es wäre peinlich, denn zwischen den Solidaritätsbekundungen des Papstes mit den Opfern der aktuellen Kriege und dem Populismus Milos Zemans herrscht ein absoluter moralischer Gegensatz", sagte der Priester.
Stimmen aus der Hölle
Zeman gehe es nur um politische Selbstdarstellung, sagte Halik. Präsidentensprecher Jiri Ovcacek reagierte scharf: "Pater Halik sollte endlich aufhören, auf die Stimmen aus der Hölle zu hören", sagte er am Montag der Onlineausgabe der Zeitung "Pravo". Zeman war 2015 zu einer Audienz im Vatikan gewesen. In der Flüchtlingskrise forderte er die Schließung der Grenzen - notfalls mit Hilfe der Armee.
Als angebliche "Vergeltungsmaßnahme" für das Attentat auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich hatten die Nationalsozialisten das Dorf Lidice am 10. Juni 1942 dem Erdboden gleichgemacht. Die mehr als 170 männlichen Einwohner wurden getötet, Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppt. (dpa)