Ukrainischer Großerzbischof: Einheit mit Orthodoxen
Schon jetzt bestehe unter den Christen eine Ökumene des Alltags. "Mit unseren orthodoxen Brüdern wollen wir nicht nur ein friedliches Zusammenleben, sondern die kirchliche Einheit", so der Großerzbischof von Kiew und Halytsch. Der russische Patriarch Kyrill I. habe sich bei seinem Treffen mit Papst Franziskus auf Kuba selbst auch zu diesem Wunsch bekannt.
Seine zunächst scharfe Kritik an der von beiden unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung schwächte Schewtschuk ab. Er habe sich damals vor allem als Sprachrohr seines Volkes verstanden und viele Ukrainer hätten in dem Text eine klare Verurteilung der Aggression in der Osturkaine vermisst. Im Übrigen genüge es nicht, sich gegen den Säkularismus oder den islamischen Fundamentalismus zu vereinen. Echte Ökumene bedeute die kirchliche Einheit im Namen Gottes.
Die erste Begegnung zwischen dem römischen Papst und dem russischen Patriarchen in Havanna lobte Schewtschuk als "Meilenstein für die Ökumene". Die Umarmung der beiden Kirchenoberhäupter sei ein "prophetisches" Zeichen gewesen.
Linktipp: "Wir danken Gott für diese Begegnung"
Am Freitagabend ist es auf Kuba zu der historischen Begegnung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. gekommen. Dabei unterzeichneten Papst und Patriarch eine gemeinsame Erklärung. Katholisch.de dokumentiert den Wortlaut der Erklärung.Als größtes Hindernis für die Ökumene bezeichnete der Großerzbischof die Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke. "Die Christen können den Dialog und den Weg zur Einheit nur dann gehen, wenn sie frei von geopolitischem Denken und vom Wahnsinn der Mächtigen dieser Welt sind", so Schewtschuk.
In der Ukraine existieren neben der römisch-katholischen und der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche drei orthodoxe Teilkirchen: die beiden ukrainischen orthodoxen Kirchen des Moskauer und des Kiewer Patriarchats sowie die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche. Viele orthodoxe Ukrainer hätten großen Respekt gegenüber dem Papst als Nachfolger Petri, betonte Schewtschuk.
Schewtschuk kritisierte, der militärische Konflikt in der Ostukraine werde im Schatten des Syrien-Krieges weitgehend ignoriert. Dies sei "kriminell". "Es geht um eine äußere Aggression gegen die Ukraine", sagte er mit Blick auf russische Unterstützung für die Separatisten im Osten des Landes. "Auch wenn man davon schon seit einem Jahr nichts mehr hört: Jeden Tag gibt es Tote und Verletzte." Zu den größten Herausforderungen zählten die zwei Millionen Binnenflüchtlinge. (KNA)