Amazonas-Bischof Kräutler bekommt bayerischen Naturschutzpreis

Unter Einsatz des Lebens

Veröffentlicht am 21.02.2016 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Erwin Kräutler im Porträt.
Bild: © KNA
Auszeichnungen

Nürnberg ‐ Seit Jahrzehnten setzt sich Erwin Kräutler für den brasilianischen Regenwald ein. Das beschert ihm auch Feinde, so dass er unter Polizeischutz lebt. Nun hat der emeritierte Bischof den bayerischen Naturschutzpreis erhalten.

  • Teilen:

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick würdigte Kräutler als prophetischen Umweltschützer.

In seiner Dankesrede rief der gebürtige Österreicher zum weltweiten Kampf für den Schutz des tropischen Regenwaldes auf. "Denn wir sind genauso betroffen, wenn er nicht mehr existiert." Amazonien habe eine klimaregulierende Funktion. "Wenn es nicht mehr existiert, wird es auch im schönen Bayern schön heiß werden."

Morddrohungen gegen Kräutler

Weiger sagte, Kräutler sei eine Persönlichkeit, "die sich auch unter Einsatz des eigenen Lebens für die Erhaltung frei fließender Flüsse engagiert". Er scheue auch nicht die Kritik an den neoliberalen politischen und wirtschaftlichen Strukturen Brasiliens. Der Bischof steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil er von der sogenannten Holzmafia mit dem Tod bedroht wird. 1987 wurde er bei einem Attentat schwer verletzt, sein italienischer Fahrer starb.

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

"Habt Mut": Der emeritierte Bischof Erwin Kräutler war vergangenen Woche zu Gast bei der Vollversammlung in Schöntal. Mit katholisch.de sprach er über sein Engagement in Brasilien und darüber, was er vor diesem Hintergrund den deutschen Bischöfen mitgeben wollte.

Kräutlers ausgeprägtes soziales Gewissen sei Auftrag für ein starkes Engagement für die Rechte der Ausgebeuteten und Unterdrückten, fügte der BN-Vorsitzende hinzu. Mit Blick auf die päpstliche Umwelt-Enzyklika "Laudato si" sagte Weiger, der westliche Lebensstil verpflichte dazu, "unser Wachstumsmodell nicht nur zu denken, sondern auch zu korrigieren". Kräutler ist Mitautor des im vergangenen Jahr veröffentlichten Lehrschreibens. Die Passagen über Amazonien und indigene Völker stammen nach seinen Worten von ihm.

Schick schrieb in einem Glückwunschbrief, Kräutler setze sich seit Jahrzehnten in herausragender Weise für den Umweltschutz ein. "Prophetisch haben Sie darauf hingewiesen, welche Folgen das weitere Verschwinden des Regenwaldes haben werde, vor allem für die indigene Bevölkerung in diesem Gebiet." Ihnen werde durch die Abholzung des Regenwaldes die Lebensgrundlage geraubt. Der Bischof sei auch international ein gefragter Gesprächspartner.

Wenn Amazonien nicht mehr existiert, wird es auch im schönen Bayern schön heiß werden.

Erwin Kräutler

Kräutler, der zum Orden der Missionare vom Kostbaren Blut gehört, ging 1965 als junger Geistlicher nach Brasilien. 1981 übernahm er die Leitung der Prälatur Xingu. Sie ist die flächenmäßig größte Diözese Brasiliens und größer als Deutschland. Der Geistliche wurde vielfach ausgezeichnet, so erhielt er unter anderem 2010 den Alternativen Nobelpreis. Im Dezember 2015 wurde Kräutler aus Altersgründen pensioniert.

Preis wird seit 40 Jahren vergeben

An der Feierstunde im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus nahmen mehr als 120 Gäste aus Politik, Kirchen und Gesellschaft teil, unter ihnen die Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer (CSU) und Markus Ganserer (Grüne). Der bayerische Naturschutzpreis wird seit mehr als 40 Jahren vergeben; er ist mit der BN-Ehrenmitgliedschaft verbunden. (KNA)

Themenseite: Enzyklika "Laudato si"

Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit ökologischen Fragen. Katholisch.de hat alles Wichtige rund um das Schreiben zusammengestellt.