Kurienbischof Sorondo über die Pläne des US-Präsidenten

Vatikan: Klima-Ausstieg Trumps wäre "große Schmach"

Veröffentlicht am 01.06.2017 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Klimaabkommen

Rom ‐ Ein Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen wäre "ein Desaster für alle", sagte Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo. Darüber hinaus sieht er im Vorgehen Donald Trumps eine Brüskierung des Vatikan.

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Eine Aufkündigung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 durch US-Präsident Donald Trump wäre aus Sicht des Vatikan ein "Desaster". Wenn Trump wirklich diese Entscheidung treffe, wäre dies "auch eine große Schmach" für den Vatikan, sagte Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag). Er wisse nicht, inwieweit Papst Franziskus beim persönlichen Gespräch mit Trump am 24. Mai auf das Thema eingegangen sei, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin habe jedoch ganz sicher mit Trump darüber gesprochen, so der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.

Am Mittwoch hatten mehrere US-Medien übereinstimmend berichtet, Trump habe die Vorentscheidung zum Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen gefällt. In einem Tweet kündigte Trump an, er werde die Entscheidung "in den nächsten Tagen" verkünden. In seinem Beraterkreis war die Entscheidung zwischen Befürwortern und Gegnern des Umweltabkommens bis zuletzt hart umkämpft. EU-Spitzenpolitiker warnten Trump vor einem voreiligen Ausstieg aus dem Abkommen.

Sind Einflüsse der Öl-Industrie der Grund?

Papst Franziskus hatte sich bei seiner Begegnung mit dem US-Präsidenten im Vatikan für das Klimaschutzabkommen stark gemacht. Als Geschenk hatte er Trump eine Ausgabe seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" überreicht. Laut Sorondo wäre ein Ausstieg der USA aus dem Abkommen von Paris "ein Desaster für alle". Er vermutete hinter Trumps Gründen für eine solche Entscheidung Einflüsse der Öl-Industrie. Möglicherweise werde der US-Präsident von Erdöl-Lobbyisten "manövriert" und habe keine Möglichkeit, sich dem zu widersetzen - "vorausgesetzt er will dies". Generell steckten hinter der "absurden Entscheidung" wahrscheinlich finanzielle Interessen.

Laut dem argentinischen Theologen wäre für das Ausscheiden der USA aus der Vereinbarung auch Trumps Vorgänger im Amt, Barack Obama, mitverantwortlich. Er habe seinem Nachfolger die Möglichkeit gelassen, sämtliche zum Klima getroffenen Vereinbarungen wieder ändern zu können.

Den Medienberichten zufolge hat sich Trump für den Ausstieg entschieden, da er das Klimaabkommen als schädigend für die US-Wirtschaft ansehe. In dem UN-Vertrag wurde Ende 2015 vereinbart, Maßnahmen zu treffen, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, möglichst sogar auf nur 1,5 Grad. Damit sollen die verheerendsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden. (KNA)