Franziskus soll missverstanden worden sein

Vatikan revidiert Homosexuellen-Aussage des Papstes

Veröffentlicht am 28.08.2018 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Sexualität

Vatikanstadt ‐ Zeige sich Homosexualität bereits in der Kindheit, könne die Psychiatrie weiterhelfen: Mit dieser Aussage hat Franziskus für Aufsehen und Irritationen gesorgt. Jetzt erklärt der Vatikan die Worte des Papstes.

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Der Vatikan hat die umstrittene Aussage des Papstes über eine mögliche psychiatrische Behandlung homosexueller Kinder zurückgezogen. Mit seiner Äußerung habe Franziskus nicht sagen wollen, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handele, "sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen", sagte eine Vatikansprecherin laut verschiedener Medienberichte vom Montagabend.

Auf die Frage eines Journalisten, wie sich katholische Eltern verhalten sollten, wenn ihr Kind homosexuelle Tendenzen zeige, hatte Franziskus am Sonntagabend beim Rückflug vom Weltfamilientreffen in Dublin gesagt: Es sei eine Sache, wenn sich dies in der Kindheit zeige, "dann gibt es viele Dinge, die man mit Hilfe der Psychiatrie machen kann, um zu sehen, wie die Dinge sich verhalten". In der offiziellen schriftlichen Fassung der Pressekonferenz, die der Vatikan am Montag veröffentlichte, fehlte das Wort "Psychiatrie" dann in der päpstlichen Antwort.

Gedankengang nicht verfälschen

Das Zitat sei geändert worden, "um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen", hieß es weiter. Beim Verweis auf die Psychiatrie habe es sich um "ein Beispiel" für die vielen Dinge gehandelt, mit denen Eltern auf die mutmaßliche Homosexualität ihres Kindes reagieren könnten.

Die Worte des Papstes hatten teilweise Empörung ausgelöst. Unter anderem verurteilte der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sie als "zutiefst besorgniserregend und falsch". "Äußerungen wie diese schüren Homosexuellenfeindlichkeit", sagte Henny Engels vom LSVD-Bundesvorstand laut einem Bericht des "Spiegel". Homosexualität sei keine Krankheit und bedürfe folglich auch keiner Therapie.

Franziskus hatte bei der "Fliegenden Pressekonferenz" weiter ausgeführt, dass Eltern zu ihren homosexuellen Kindern stehen sollten. Sie sollten diese nicht verurteilen und ihnen vielmehr vermitteln "Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter, so wie du bist; ich bin dein Vater und deine Mutter, reden wir." Homosexuelle Kinder zu ignorieren, bedeute, seiner Vater- oder Mutterrolle nicht gerecht zu werden, so der Papst. Eltern sollten versuchen, ihre homosexuellen Kinder zu verstehen und ihnen "Raum geben, um sich auszudrücken". Wenn Eltern damit nicht allein zurechtkämen, sollten sie Hilfe in Anspruch nehmen. Homosexuelle Söhne und Töchter hätten ein Recht auf eine Familie. (tmg)