Scharfe Kritik an Donald Trumps Forderung nach Einreiseverbot für Muslime

"Verletzend und haarsträubend"

Veröffentlicht am 08.12.2015 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
USA

Washington ‐ Die Forderung des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump nach einem Einreiseverbot für Muslime in die USA stößt auf deutlichen Widerspruch. Einer der größten Muslimverbände in den USA wies die Äußerungen als gefährlich zurück.

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Mit seiner Forderung spiele Trump dem sogenannten "Islamischen Staat" (IS) in die Hände, so CAIR-Präsident Nihad Awad. "Sie versuchen, einen Amerikaner gegen den anderen aufbringen." Gemeinsam mit der übrigen Bevölkerung stünden die Muslime in den USA "gegen Stigmatisierung, gegen Islamophobie und gegen den IS". Ähnlich äußerte sich der Exekutivdirektor der ökumenischen "Interfaith Alliance", Rabbi Jack Moline. Amerika werde nicht dadurch besser, dass "wir unsere Einwanderungspolitik auf religiöse Bigotterie und Diskriminierung gründen", kritisierte er.

Terrorattacke von San Bernadino befeuert Ressentiments gegen Muslime

Die mutmaßliche Terrorattacke im kalifornischen San Bernardino, bei der am vergangenen Mittwoch 14 Menschen gestorben waren und sich eine Täterin zum IS bekannt hatte, hat in den USA Ressentiments gegen Muslime befeuert. Das Thema spielt auch im Wahlkampf um die Präsidentschaft eine immer größere Rolle. Trump hatte am Montag ein "totales und vollständiges Einreiseverbot" für Muslime in die USA gefordert. Auf einer Kundgebung in South Carolina betonte er: "Wir haben keine Wahl."

Im Kampf gegen Radikalisierung und Extremismus arbeite die muslimische Gemeinschaft in den USA eng mit Ordnungshütern und Strafverfolgern zusammen, betonte CAIR-Präsident Awad. "Mit Gemeinden und Moscheen in den USA hat Radikalisierung nichts zu tun, die sind alle Mainstream". Radikalisierung passiere vor allem über das Internet, Extremisten lebten isoliert oder im Untergrund.

Kritik an den Aussagen Trumps übten auch dessen republikanische Konkurrenten um die Präsidentschafts-Nominierung. Ben Carson, die bisherige Nummer Zwei, sprach sich "gegen einen religiösen Test bei der Einreise in das Land" aus. Er wolle vielmehr konsequent alle überwachen, die in die USA kämen. Jeb Bush bezeichnete Trump als "verwirrt". Seine politischen Ideen könnten "nicht ernst genommen werden". Marco Rubio, erklärte, der Vorschlag Trumps sei "verletzend und haarsträubend". Solche Äußerungen seien nicht geeignet, das Land zusammenzubringen.

Umfragen: Weiter Unterstützung für Trump

Dagegen hielt sich Senator Ted Cruz mit Kritik zurück. "Das ist nicht meine Politik", erklärte der Kandidat, der in einer Umfrage in Iowa zuletzt vor Trump lag. Statt Muslime allgemein zu diskriminieren, "sollten wir uns auf radikale islamische Terroristen konzentrieren", so Cruz. Verschiedene Kommentatoren und Analysten äußerten die Ansicht, Trump habe den Bogen überspannt. Jüngsten Umfragen zufolge gibt es in der Öffentlichkeit jedoch Unterstützung für Trump. (stz/dpa/KNA)