Wegen Ausgrabungen: Großmufti fürchtet "Judaisierung"
Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Ahmed Hussein, hat archäologische Ausgrabungen Israels unter dem Tempelbergareal kritisiert. Mit den Grabungen in den Omayyaden-Palästen unter Teilen des islamischen Museums versuche Israel, islamische Funde in dem Gebiet zu zerstören und die Identität der Stadt zugunsten einer Judaisierung zu verändern, sagte er laut Bericht der Tageszeitung "Jerusalem Post" von Mittwoch in einer Stellungnahme.
Die Al-Aska-Moschee sei durch die Grabungen ernsthaft gefährdet, insbesondere im Falle eines Erdbebens, so der Geistliche weiter. Er rief die arabische und islamische Welt sowie die Vereinten Nationen zu schnellem Handeln auf. Israel bringe durch seine Politik Spannungen in die gesamte Region.
Der Tempelberg, auf dem nach biblischer Überlieferung die Tempel des Salomo und des Herodes standen, ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Für Christen ist er von Bedeutung, da das Neue Testament mehrfach von Jesus im Tempel berichtet. Der Tempelberg wird damit zu einer der von Jesus besuchten Stellen, die sich anders als andere biblische Stätten mit unsicherer Identifikation zweifelsfrei lokalisieren lässt. Seit dem 13. Jahrhundert beten Juden an der sogenannten Klagemauer, die dem zerstörten Allerheiligsten des Tempels am nächsten ist.
Immer wieder Zusammenstöße am Tempelberg
Auch für Muslime ist der Berg mit dem Felsendom und der El-Aksa-Moschee von zentraler Bedeutung. Nach koranischer Überlieferung trat der Prophet Mohammed von dort aus seine nächtliche Himmelsreise an. Die Al-Aksa-Moschee ist das dritte Heiligtum nach Mekka und Medina.
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Zusammenstößen, weil Muslime das Heiligtum durch israelische Grabungstätigkeiten gefährdet sahen. Die israelischen Behörden werfen ihrerseits der für das Areal verantwortlichen islamischen Wakf-Behörde vor, seit Jahren den Bau einer unterirdischen Moschee voranzutreiben. Dabei würden riesige Mengen antiken Bauschutts und damit gezielt Spuren der jüdischen Präsenz an dem Ort beseitigt. Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es zeitweise auch zu verschärften Sicherheitskontrollen und Zugangsbeschränkungen für Muslime. (bod/KNA)