Vor dem Start der Weltraummission gab es Gottes Segen

Weihwasser für ISS-Astronauten und Sojus-Rakete

Veröffentlicht am 06.06.2018 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Weltraum

Baikonur ‐ Raumfahrt ist gefährlich – gut, wer dabei mit Gottes Segen unterwegs ist. Eine Christopherus-Plakette gab es für die Sojus-Rakete vor ihrem Start jedoch nicht. Sondern eine nasse Alternative.

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Die Sojus-Rakete, die am Mittwoch um 13.12 Uhr (17.12 Uhr Ortszeit Baikonur) Richtung internationaler Weltraumstation ISS abgehoben ist, startet mit Gottes Segen: Bereits am Dienstag wurde das Raumfahrzeug von russisch-orthodoxen Priestern in einer Zeremonie gesegnet und dabei mit Weihwasser besprengt. Pater Sergei hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 20 Jahren alle Raketen und Crews gesegnet. "Alle sind auf die Erde zurückgekommen", sagte er gegenüber der dpa.

Segen für die Sojus-Rakete
Bild: ©NASA/Joel Kowsky

Viel Weihwasser gehört zur russisch-orthodoxen Segnungszeremonie.

Auch die drei Astronauten, darunter der Deutsche Alexander Gerst, wurden gesegnet, wie es vor dem Start vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus üblich ist. Der erste Kosmonauten-Segen fand nach Informationen des "Space Safety Magazine" 1994 statt. Vor seinem Flug zur russischen Raumstation Mir bat Alexander Viktorenko um den Beistand eines Priesters.

Gerst befindet sich auf dem Weg zu seiner zweiten Weltraummission, bereits 2014 war er für 165 Tage im All. Die Rakete vom Typ Soyuz-MS bringt neben Gerst den Russen Sergei Prokopjew und die US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor auf die ISS. Planmäßig sollen sie dort für ein halbes Jahr bleiben, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen.

Bei seiner ersten Reise zur ISS hatte der Wahlkölner Gerst einen  Stein aus dem südlichen Strebewerk des Kölner Doms im Gepäck. 2566mal hat das Teil aus Schlaitdorfer Sandstein die Erde umkreist. Heute liegt es in einer Vitrine vor dem Büro des Dombaumeisters. 

Die drei ISS-Astronauten, darunter Alexander Gerst (rechts) werden vor dem Abflug gesegnet.
Bild: ©ESA/S. Corvaja

Die drei ISS-Astronauten Serena Auñón-Chancellor, Sergei Prokopjew und Alexander Gerst (v.l.n.r.) werden vor dem Abflug von Pater Sergei gesegnet.

Im Oktober 2016 hatte Papst Franziskus mit der damaligen Besatzung der ISS ein Videotelefonat geführt. In dem etwa 20-minütigen Gespräch stellte er den sechs Astronauten Fragen über ihre Erfahrungen im Weltraum und was man auf der Erde davon lernen könne. Anschließend versicherte er der Crew, für sie und ihre Wissenschafts- und Friedensmission zu beten.

Religion im Weltraum hat Tradition

Neben der Tradition des Kosmonauten- und Raketen-Segens gibt es noch weitere Verbindungen zwischen der russischen Orthodoxie und der Weltraumfahrt. Mehrere Kosmonauten haben in der Vergangenheit Reliquien orthodoxer Heiliger mit zur ISS genommen. 2016 haben Sergei Ryschikow und Andrei Borissenko eine Reliquie des heiligen Seraphim von Sarow neben einem Evangeliar, Ikonen und einen Stein vom Berg Tabor mit auf ihre Weltraummission genommen. Die heiligen Gegenstände wurden nach Ende der Mission  in die Verklärung-Christi-Kathedrale in der "Sternenstadt" Swjosdny Gorodok nahe Moskau überführt. Dort werden die Kosmonauten der Weltraumorganisation der Russischen Föderation Roskosmos ausgebildet.

Auch NASA-Astronauten hatten schon religiöse Gegenstände im All dabei. So hat etwa der Astronaut Edward Mitchell 1971 hunderte Bibeln im Mikrofiche-Format sogar bei einem Mondspaziergang in seinem Gepäck, die später auf der Erde verteilt wurden. Begleitet wurden die gefährlichen Apollo-Missionen vom Gebet der "Apollo-Gebets-Liga", in der sich christliche NASA-Mitarbeiter zusammengeschlossen hatten.

Seit dem 2. November 2000 ist die ISS dauerhaft von Astronauten bewohnt. Der Segen vor dem Start scheint sich bewährt zu haben: Bisher hat es noch keinen tödlichen Unfall auf der Raumstation und auf dem Hin- und Rückweg gegeben. (fxn)

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