Wendung im mysteriösen Todesfall von Bischof Balla
Der verstorbene Bischof von Bafia, Jean-Marie Benoît Balla, ist wahrscheinlich doch durch Ertrinken gestorben. Damit würde entgegen vorheriger Vermutungen ein Suizid nicht mehr ausgeschlossen. Dies teilte die Staatsanwaltschaft der kamerunischen Hauptstadtregion Dienstag in einer Presseerklärung mit. Eine dritte, von einem internationalen Team aus Rechtsmedizinern durchgeführte Autopsie habe zu diesem Ergebnis geführt, nachdem zwei Autopsien durch kamerunische Ärzteteams zunächst Tod durch Ertrinken ausgeschlossen hatten.
Der Staatsanwalt habe nach den ersten beiden Untersuchungen internationale Amtshilfe von Interpol erbeten. Zu dem Team gehöre unter anderem der Direktor der Rechtsmedizin der Berliner Charité, Michael Tsokos. Laut der Presseerklärung werde die Untersuchung fortgesetzt. Mehrere Personen seien verhört worden, außerdem seien Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Der Leichnam Ballas werde nun der Kirche übergeben, um ihn zu beerdigen.
Bischofskonferenz geht von Mord aus
Bischof Balla war am 2. Juni tot aus dem Fluss Sanaga geborgen worden, zwei Tage nachdem sein Auto mit einem angeblichen Abschiedsbrief auf einer Brücke gefunden wurde. Kameruns Bischofskonferenz ging nach der ersten Obduktion von einem Mord aus und reihte das Ereignis ein in eine Serie von ungeklärten Todesfällen von Priestern und Ordensleuten. Nach Informationen der in der Hauptstadt Jaunde erscheinenden Zeitung L'Anecdote soll die erste medizinische Kommission, die im Auftrag des Staatsanwalts den Leichnam Ballas untersuchte, deutliche Anzeichen eines gewaltsamen Todes gefunden haben. Der Kommission gehörte auch ein von der kamerunischen Bischofskonferenz benannter Arzt an. Ballas Körper weise Spuren von Folter und Gewaltanwendung auf, es fehlten typische Merkmale eines Todes durch Ertrinken. Die Autopsie habe außerdem ergeben, dass die Leiche höchstens vier Stunden im Wasser gelegen haben konnte. Diesen unbestätigten Informationen widerspricht nun die jüngste Erklärung der Staatsanwaltschaft.
Nach Informationen von "Radio France International" geht die kamerunische Bischofskonferenz weiterhin von Mord aus und bezweifelt die Ergebnisse der neuerlichen Autopsie. Die Kirche schließe Ertrinken aus Todesursache aus, da keinerlei Wasser in der Lunge des Bischofs gefunden worden sei.
Die Diözese Bafia wird bis zur Bestellung eines neuen Bischofs von einem Apostolischen Administrator geleitet. Papst Franziskus hat den Bischof von Bafang, Abraham Kone, mit diesem Amt betraut. Der 1959 geborene Balla war seit 2003 Bischof von Bafia, das ein Suffraganbistum der Erzdiözese Jaunde ist. Das Bistum Bafia liegt im Südwesten Kameruns und besteht aus 29 Pfarreien mit insgesamt gut 250.000 Katholiken, die etwa 55 Prozent der Gesamtbevölkerung auf dem Gebiet der Diözese ausmachen. 1968 wurde die vormalige Apostolische Präfektur zum Bistum erhoben. (fxn)
5. 7. 2017, 13.55 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme der kamerunischen Kirche.