Woelki: "Brexit" ist Herausforderung und Chance
Stattdessen sollten "diese düsteren europäischen Tage als Herausforderung und Chance" betrachtet werden. Es gelte, "jetzt erst recht" ein Europa aufzubauen, in dem sich nicht alles nur um die Wirtschaft drehe, forderte der Erzbischof.
"Lasst uns gemeinsam ein Haus aufbauen, in dem Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zu Hause sind, in dem Kunst, Musik und Wissenschaft Raum haben", sagte Woelki. Dieses "Europa-Haus" solle weit in die Welt hinein strahlen. "Selbst wenn der Haussegen mal schief hängt: Wenn wir in unserem europäischen Haus unsere gemeinsamen christlichen Werte als wichtige leuchtende, tragfähige Bausteine einbauen, dann ist mir um die Zukunft Europas nicht bange."
Keine Lösungen im nationalen Alleingang
Gerade die katholische Kirche wisse nach der Abspaltung der Anglikanischen Kirche vor fast 500 Jahren, "wie schmerzlich es ist, wenn Brüder und Schwestern getrennte Wege gehen". Das gelte nicht nur in Glaubensfragen. "In unserer globalen Welt kann es nicht richtig sein, wenn wir uns auf unsere Inseln zurückziehen und Grenzen dicht machen", so der Erzbischof. "Wie wollen wir denn die ethischen, sozialen, wirtschaftspolitischen Herausforderungen weltweit in den Griff bekommen?" Auch Terror und Umweltbedrohungen ließen sich heute nicht mehr im nationalen Alleingang lösen.
Woelki warb zugleich um Akzeptanz für die mehrheitliche Entscheidung der Briten. "Unsere Demokratie geht nicht ohne die Akzeptanz der Mehrheitsmeinung", sagte der Kardinal. "Die gilt es zu akzeptieren ohne Wenn und Aber, selbst wenn die Entscheidung knapp war." (KNA)