Woelki: Mit dieser Situation nicht abfinden!
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fordert mehr Anstrengungen im Kampf gegen Kinderarmut. "Mit dieser Situation können wir uns nicht einfach abfinden", sagte der Erzbischof am Sonntag im Kölner domradio. "Kinderarmut darf bei uns doch kein Dauerzustand sein."
Der Kardinal verwies auf eine Studie der Bertelsmann Stiftung, wonach jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut lebt. Dies bedeute hierzulande meistens nicht, dass Kinder kein Dach über dem Kopf oder kein Essen hätten, so Woelki. Vielmehr müssten diese Kinder auf Dinge verzichten, die für Gleichaltrige selbstverständlich seien, etwa einen Kinobesuch oder einen Computer mit Internetzugang.
Kinderarmut in Deutschland ein Dauerzustand
Das Schlimmste ist nach den Worten des Kardinals, dass Kinderarmut in Deutschland ein Dauerzustand sei. Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen hätten nachweisbar schlechtere Chancen und blieben so von Anfang an auf der Strecke. "Einmal arm bedeutet dann immer arm", kritisierte der Kardinal. Besonders betroffen seien Kinder von Alleinerziehenden, mit vielen Geschwistern oder gering qualifizierten Eltern. Der "Kreislauf der Dauerarmut" sei zu durchbrechen, etwa durch Bildungsarbeit, verlangte Woelki.
Bereits zu beginn des Jahres hatte auch der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für soziale Fragen, Bischof Franzs-Josef Overbeck, die steigende Kinderarmut angeprangert. Sie müsse ebenso wie "die auf uns zukommende Altersarmut" dringend debattiert und eine politische Lösung entwickelt werden, so der Essener Oberhirte damals. Er verwies darauf, dass Kinderarmut immer auch auf Familienarmut hinweise. (bod/KNA)