Erzbischof Ndagoso spricht von "Weckruf" durch Boko Haram

Zahl der Christen in Nigeria wächst trotz Terror

Veröffentlicht am 13.02.2018 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 
Nigeria

München ‐ Noch immer treibt die Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria ihr Unwesen. Aber: Je mehr Attacken Christen treffen, desto stärker werden sie im Glauben, sagt Erzbischof Matthew Man-Oso Ndagoso.

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In Nigeria nimmt die Zahl der Christen trotz der dortigen islamistisch motivierten Anschläge zu. Je mehr Attacken Christen träfen, etwa von der Terrorgruppe Boko Haram, desto stärker würden sie im Glauben, erklärte das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" am Dienstag in München. Demnach verzeichnen auch die Priesterseminare in dem afrikanischen Land Zuwachs. "In den vergangenen vier Jahren habe ich jährlich mindestens drei neue Pfarreien gegründet", ergänzte laut Mitteilung Matthew Man-Oso Ndagoso, Erzbischof der nordnigerianischen Diözese Kaduna. Genaue Angaben zur Zahl der Christen machte er nicht.

Für die Christen seines Bistums seien die Aktivitäten von Boko Haram wie "ein Weckruf" gewesen, so Ndagoso. Ein Beispiel dafür sei der Anschlag auf eine Kirche in Kaduna im Jahr 2012 mit mehreren Toten und über 100 Verletzten. Vorher habe es dort drei Gottesdienste pro Woche gegeben, jetzt werde fast täglich eine heilige Messe gefeiert. Seit dem Anschlag habe sich die Zahl der Gläubigen in der Pfarrei verdreifacht.

Sicherheitslage in Nigeria angespannt

Laut Ndagoso ist die Sicherheitslage in Nigeria angespannt, vor allem im Norden und Nordosten des Landes. Attackiert würden hauptsächlich Märkte sowie Kirchen und in jüngster Zeit auch Moscheen. "Terroristengruppen geben vor, beten zu wollen. Sie mischen sich unter die Versammelten in Gebetsräumen, wo üblicherweise niemand Bombenattentate vermutet." So werde Verwirrung gestiftet. Auch gebe es Entführungen und damit verbundene Lösegelderpressungen.

Zudem hätten sich inzwischen neben Boko Haram weitere Gruppen radikalisiert, darunter Mitglieder des Nomaden-Hirtenvolkes der Fulani. Zwar gehe es im Konflikt zwischen den islamischen Viehhirten und den meist christlichen Bauern um Weideland, erklärte der Erzbischof. Doch es falle auf, dass die Fulani mit modernen Waffen ausgestattet seien - was darauf deuten könne, dass hinter ihnen starke Kräfte mit Beziehungen zu den Terrororganisationen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Kaida stehen könnten.

Mit Blick auf die Rolle der Christen in seinem Land sagte Ndagoso: "Wir müssen so geduldig sein, wie Gott es mit allen Menschen über Jahrtausende war: Wir müssen selbst die Initiative für den Frieden ergreifen - denn unser Gott ist ein Gott des Friedens und nicht der Gewalt." (KNA)