Zwei auf der Suche nach Gott
Gottschalk setzt große Hoffnungen in Papst Franziskus. Das Kirchenoberhaupt verstehe es, seine Botschaft in einer "beruhigend schlichten" Sprache und nicht zu verkopft zu vermitteln, sagte er. Der 65-Jährige sprach mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz über das neue Papst-Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit".
"Ich habe die Barmherzigkeit nicht immer so gelebt, wie ich es hätte tun sollen, aber ich habe es mit Warmherzigkeit versucht - gerade auch im Fernsehen", sagte Gottschalk und wollte von Kardinal Marx wissen: "Sind Sie Gott ein Stückchen näher als ich? Seiner Existenz, seiner Allmacht?" Marx wiegelte ab: "Wir bleiben Suchende, bis wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Ich bin auch ein Suchender - nicht so, dass ich im Nebel stochere. Es ist wie in einer Beziehung: Man kann nie sicher sein, aber man darf Vertrauen haben."
Gottschalk: Der Papst macht es mir leicht
Gottschalk sprach von einem täglichen Ringen um den Glauben. Franziskus habe es ihm leichter gemacht, "meine naive Form des Glaubens zu legitimieren". Er vermittle das Gefühl: Es lohnt sich, dieses Leben zu leben und Spaß dabei zu haben. Marx pflichtete ihm bei: Bei Franziskus habe der Glaube eine Leichtigkeit. "Das heißt aber nicht, dass er anspruchslos wäre. Kritiker wollen Franziskus ja gerne zu einem Leichtgewicht machen - das ist er aber nicht."
Linktipp: "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit"
Im Januar wurde in Rom das neue Interviewbuch von Papst Franziskus vorgestellt. In dem Buch mit dem Titel "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit" erläutert Franziskus, warum für ihn die Barmherzigkeit im Mittelpunkt des Christentums steht.Auch die Flüchtlingskrise thematisierte das Talk-Duo. Früher habe in Kirchen das "Missionsnegerle" gestanden, man habe ein paar Pfennige eingeworfen und das Gefühl gehabt, für die Armen was Gutes getan zu haben, sagte Gottschalk. "Heute stehen sie hier vor unserer Tür." Nun habe Franziskus Flüchtlinge besucht. "Haben Sie den Eindruck, dass die Kirche eine Position der Macht hat? Werden Sie noch ernst genommen?" Der Kardinal erzählte, er habe kurz vor der Papst-Reise nach Lesbos mit Politikern gesprochen, auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Alle seien gespannt gewesen, was der Papst sagen würde. "Solange also in Außenministerien Hochspannung herrscht, wenn der Papst Flüchtlinge besucht, denke ich schon."
Satire ist eine Stilfrage
Den Fall Böhmermann wollten die beiden nicht diskutieren. Nur so viel: Auch Satire habe mit Barmherzigkeit zu tun und sei eine Stilfrage. Ob nicht angesichts von Konkurrenzkampf und schnellem Erfolg die Medien ein Ort der Unbarmherzigkeit geworden seien, fragte Marx. "Nun, ich habe mich bei der Kritik der Öffentlichkeit nie auf christliche Barmherzigkeit berufen, bin da aber relativ ungeschoren davongekommen", sagte Gottschalk. Zumal es Facebook, Twitter und Co. damals noch nicht gegeben habe.
In seiner Kindheit seien Glaube und Kirchgang selbstverständlich gewesen, sagte Gottschalk. Leider habe auch er es nicht geschafft, das seinen eigenen Kindern zu vermitteln. "Sitzen Sie nicht manchmal mit Ihren Amtsbrüdern zusammen und sagen: Jetzt gehen wir in die Offensive?" Natürlich frage er sich: "Muss ich jeden Tag dreimal twittern?", entgegnete Marx. Gottschalk zufolge sollte die Kirche selbstbewusster auftreten: "Wir haben eine gute Botschaft, und die muss raus, die muss quasi proaktiv vorgetragen werden."
Mit den Missbrauchsskandalen und anderem habe die Kirche Kritikern viel Munition geliefert. Die Kirche müsse etwas tun - in der heutigen Zeit, "wo jeder 12-jährige Blogger mit allem Selbstbewusstsein anderen 12-Jährigen die Welt erklärt". Bei so viel Gottschalk'schem Enthusiasmus blieb dem Kardinal nur ein "Da haben Sie Recht." Und unter dem Gelächter des Publikums fügte er an: "Ich treffe den Papst ab und zu. Ich werde es ihm sagen."
Gottschalk mit Marx beim Papst?
Und Gottschalk legte nach: "Bei Franziskus hat man den Eindruck, der Mann lebt. Er spricht von Prostituierten, von Schwulen, von Mundgeruch - machen Sie ihm Mut, er soll sich von seinen Vatikan-Jungs nicht ..." Der Rest des Satzes ging im Lachen des Publikums unter. Marx hat angedeutet, Gottschalk mal mitnehmen zu wollen zu Papst Franziskus. Es dürfte eine heitere Gesprächsrunde werden.