Weltweite Freude
Die katholischen Bischöfe in Deutschland sehen die Wahl als Zeichen der Kontinuität. "Mit Papst Franziskus I. ist der Kirche ein Oberhaupt geschenkt, das die spirituellen Impulse von Papst Benedikt XVI. und von Papst Johannes Paul II. aufnehmen wird", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Mittwochabend in Freiburg. Gleichzeitig werde der neue Papst eigene Impulse setzen. Sein bescheidenes Auftreten und seine kraftvollen Predigten zeichneten den neuen Papst aus, so Zollitsch weiter. Bekannt sei er für die Besuche in Krankenhäusern und Gefängnissen an hohen kirchlichen Feiertagen. Engagiert sei Bergoglio zudem die Aussöhnung zwischen allen gesellschaftlichen Gruppierungen Argentiniens nach den Verbrechen der Diktatur angegangen. "Ich habe in einem ersten Glückwunschtelegramm dem Heiligen Vater von Herzen gratuliert", so Zollitsch. Der Freiburger Erzbischof rief die Gläubigen in Deutschland auf, für den neuen Papst zu beten.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sieht in der Papstwahl "ein großes Hoffnungszeichen". ZdK-Präsident Alois Glück sagte der Nachrichtenagentur dpa in München: "Das ist ein programmatisches Signal für eine Kirche, die den Armen nahe ist." Dafür stehe auch die Namenswahl Franziskus. Die Wahl des Überraschungskandidaten Jorge Mario Bergoglio deute darauf hin, "dass viele Kardinäle einen Veränderungsbedarf sehen. Er ist nicht ein Kandidat der Zentrale oder des Zentralismus." Die Kirchenzentrale in Rom müsse nun ihre Struktur reformieren, sagte Glück. Er ergänzte: "Die Wahl eines Nichteuropäers ist Ausdruck der Entwicklung, dass Europa nicht mehr der Mittelpunkt ist und dass die Lebenssituationen in anderen Kontinenten in den Mittelpunkt rücken."
Der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes, Prälat Bernd Klaschka hat die Wahl Bergoglios als große Freude und Ehre insbesondere für die Katholiken in Lateinamerika begrüßt. Der des 76-Jährigen sei ein würdigen Nachfolger des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. "Von ganzem Herzen gratuliere ich Papst Franziskus I. zur Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche. Dass ein Argentinier Papst geworden ist, erfüllt mich mit besonderer Freude und der Gewissheit, dass der neue Pontifex die Anliegen der Menschen in Lateinamerika kennt und aufnimmt - insbesondere die der Armen und Benachteiligten", so Klaschka.
Der Der Ratsvorsitzende Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider wünschte Papst Franziskus "Gottes Segen für sein Amt und seine große Aufgaben in der römisch-katholischen Kirche, viel Kraft für anstehende Entscheidungen und einen weltoffenen Blick". Weiter erklärte Schneider, er hoffe, dass die Stärkung der Gemeinschaft mit anderen Konfessionen und das Gespräch mit anderen Religionen für den neuen Papst einen hohen Stellenwert einnehme.
Neben Kirchenvertretern haben auch zahlreiche Politiker dem neuen Kirchenoberhaupt ihre Glückwünsche ausgesprochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte "von ganzem Herzen" zur Wahl. "Millionen von Gläubigen in Deutschland und in der ganzen Welt haben auf diesen Augenblick gewartet. Ihre Hoffnungen richten sich jetzt auf den neuen Papst", erklärte sie.
Bundespräsident Joachim Gauck hat Papst Franziskus im Namen der Deutschen "sehr herzlich" gratuliert. "Die Menschen in Deutschland, besonders die katholischen Christen, sehen Ihrem Pontifikat voller Erwartung und Sympathie entgegen", heißt es in einem Glückwunschtelegramm. "Sie treten die Nachfolge Petri in Zeiten großer Herausforderungen an", so das Staatsoberhaupt. "Mit Ihnen wird erstmals ein Lateinamerikaner Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche - ein sichtbares Zeichen ihrer weltumspannenden Dimension".
Mit Blick auf Namen Franziskus betonte Gauck, dass es ein Heiliger sei, "dessen Zuneigung zu den Menschen und zur Schöpfung die Gläubigen aller Konfessionen bis heute bewegt und anrührt".
Die sonst sehr twitterfreudige Staatschefin Argentiniens Cristina Fernández de Kirchner hatte erst einige Minuten geschwiegen, dann aber über ihren Account Franziskus beglückwünscht. "Wir wünschen, dass Sie als Kirchenführer eine fruchtbare Aufgabe erfüllen werden, in so großen Verantwortungen im Streben um Gerechtigkeit, Gleichheit, Brüderlichkeit und den Frieden der Menschheit", heißt es in einem an den Papst gerichteten Brief. Kirchner hatte in den letzten Jahren mehrfach öffentliche Auseinandersetzungen mit dem bisherigen Erzbischof von Buenos Aires geführt.
US-Präsident Barack Obama sagte, er freue sich darauf, mit dem neuen Kirchenoberhauot zusammenzuarbeiten, um Frieden, Sicherheit und die Würde aller "Mitmenschen, unabhängig ihres Glaubens" zu stärken. "Als Fürsprecher der Armen und der Schwächsten trägt er die Botschaft von Liebe und Mitgefühl weiter, die die Welt seit mehr als 2000 Jahre inspiriert hat", so Obama und seine Ehefrau in einer schriftlichen Erklärung. Zugleich sei die Wahl des ersten Papstes aus Amerika ein Zeichen der Vitalität und Stärke Lateinamerikas.
Auch Spitzenvertreter der EU-Institutionen äußerten sich zum Abschluss des Konklaves. "Im Namen der Europäischen Union vermitteln wir unsere aufrichtigen Glückwünsche zu Ihrer Wahl", erklärten EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in Brüssel. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz wünschte dem neuen Papst "Mut und Stärke" angesichts der aktuellen Herausforderungen, der sich die katholischen Kirche gegenübersehe.
Vertreter der Bundestagsparteien äußerten die Hoffnung auf ein Pontifikat, das die Menschen verbindet. Die Fraktionsvize der Unions-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach, wünschte dem Papst Gottes Segen. Es sei "ein wichtiges Zeichen, dass die Kardinäle mit Papst Franziskus einen Mann aus Lateinamerika zum Papst gewählt haben: Damit wird deutlich, dass die Gemeinschaft der katholischen Christinnen und Christen Weltkirche ist". Franziskus werde "somit Brückenbauer zwischen den Kontinenten sein". Auch die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, wünschten dem neuen Papst "Kraft, Glück und Gesundheit für sein neues Amt". Der FDP-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zwitscherte seine Glückwünsche via Twitter.
Für den Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI. kommt die Wahl des neuen katholischen Kirchenoberhauptes überraschend. "Ich bin völlig überrascht", sagte Georg Ratzinger in Regensburg der Nachrichtenagentur dpa. "Ich habe keinen Eindruck von ihm." Der 89-Jährige bekannte, dass er Bergoglio nicht "auf meiner Liste hatte". Er habe mit seinem Bruder nie über ihn gesprochen. "Der Name ist nie gefallen".
Auf der Facebookseite von "Cardenal Jorge Begoglio" schlagen Reaktionen und Gratulationen im Sekundentakt auf - allerdings in der Regel weniger förmlich als von offzieller Seite. ?ALELUYA!!! DIOS BENDIGA A NUESTRO PAPA FRANCISCO!!? - "Halleuluja!!! Gott segne unseren Papst Franziskus!!", lautete einer der ersten Einträge. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Zahl der Nutzer, die den "Gefällt mir"-Button anklickten, um Zehntausende an. (gho/KNA/dpa)