Verschiedene Horen
Die Vigilien
(lat. vigilia: das Wachen, Nachtwachen, die durchwachte Nacht)
Ursprünglich bezeichnen die Vigilien das Gebet in der Nacht. Seit dem 12. Jahrhundert verlegte man die Vigilien auf die frühen Morgenstunden oder rückte sie auf die Zeit vor Mitternacht. Daraus entstand im späten Mittelalter der Brauch, die Vigilien schon am Vorabend zu halten.
Daneben bezeichnet Vigilien ganze Gebetsnächte, die wachend verbracht werden, z.B. vor Ostern. Die liturgische Feier der Osternacht ist die älteste und festliche Vigil, der andere Vigilien nachgebildet wurden.
Die Vigil beginnt mit einer Gebetseinladung (Invitatorium): "Herr öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde" und einem Psalm. Danach kommen je nach Grad der Feierlichkeit zwei oder drei so genannte "Nachtwachen" (Nokturnen), die sich aus dem römischen (Soldaten-)Brauch herleiten, nach drei Stunden einen Wachwechsel durchzuführen.
An Sonn- und Feiertagen feiert man drei Nachtwachen, die mit dem altkirchlichen Hymnus "Te Deum" und dem Evangelium des Tages abschließen, an Werktagen begnügt man sich mit zwei Nachtwachen.
Die Laudes
(lat. laudes: Lobsprüche, Lobgesänge)
Die Laudes bilden mit der Vesper am Abend die Angelpunkte des Stundengebetes, nach alter Überlieferung gedenken sie der Auferstehung Christi. Die Laudes stellen das Morgengebet dar.
Die Laudes haben ihren Namen von den drei letzten Psalmen (148 -150) des Psalmenbuchs, den so genannten Laudate-Psalmen bekommen. Kernstück der Laudes ist ein neutestamentlicher Lobgesang (zumeist das Benedictus aus Lk 1, 68-79). Fürbitten, das Vaterunser und ein Gebet schließen die Laudes ab.
Die sogenannten kleinen Horen (Terz, Sext, Non) haben alle dasselbe Schema: Eröffnung, Hymnus, drei Psalmen, Kurzlesung, Wechselgesang und Schlussgebete.
Die Terz
(lat.: tertia, die dritte Stunde)
Gebet zur dritten Stunde des Tages (nach römischer Tageseinteilung), etwa 9 Uhr. Nach dem Markusevangelium ist das der Zeitpunkt des Beginns der Kreuzigung. Die Terz ist das Gebet vor der Arbeit.
Die Sext
(lat.: sexta, die sechste Stunde)
Gebet zur sechsten Stunde des Tages (nach römischer Tageseinteilung), etwa 12 Uhr. Nach dem Markusevangelium ist das die Stunde, in der eine "Finsternis über das ganze Land hereinbrach". Die Sext ist das Gebet zum Mittag.
Die Non
(lat.: nona, die neunte Stunde)
Gebet zur neunten Stunde des Tages (nach römischer Tageseinteilung), etwa 15 Uhr. Nach dem Markusevangelium handelt es sich um die Todesstunde Christi. Die Non ist das Gebet vor der nachmittäglichen Arbeit.
Die Vesper
(lat.: vespera: abends, Abendzeit)
Der liturgische Abendgottesdienst ist einer der ältesten und wichtigsten Teile des Stundengebetes. Die Vesper dankt für den endenden Tag und für die empfangenen Heilstaten Gottes.
Der Aufbau der Vesper ist ähnlich den Laudes, allerdings mit vier Psalmen, Hymnus, neutestamentlichem Lobgesang Mariens (Magnificat - Lk 1, 46-54) und Schlussgebet.
Die Komplet
(lat.: completorium, Abschluss, Vollendung)
Die letzte Gebetsstunde, das Gebet zur Nacht. Diese "Schlussfeier" geht auf den alten monastischen Brauch zurück. Basilius der Große (um 330 bis 379) nennt sie bereits als gemeinsames Gebet vor dem Schlafengehen.
Die Komplet beginnt mit dem Lesesegen und einer kurzen Lesung. Das Schema danach folgt den anderen Horen. Wenn sie in Gemeinschaft gebetet wird, wird die Komplet in der Regel mit dem "Salve Regina" abgeschlossen, einem gesungenen Gruß an die Gottesmutter. Wenn die Vesper die letzte gemeinsame Hore einer Gemeinde oder Gemeinschaft ist, wird sie mit dem "Salve Regina" abgeschlossen. (msc/luk)