Wie eine Zweijährige Weihnachtsbräuche erlebt

Das erste Mal basteln...

Veröffentlicht am 15.12.2013 um 23:55 Uhr – Von Janina Mogendorf – Lesedauer: 
Humor

Bonn ‐ Als Oma hat man es ziemlich leicht: Man darf das Kind verwöhnen, muss es aber nicht erziehen. Zum Dank beschließt die Mama, dass ihre zweijährige Tochter zum ersten Mal ein Geschenk für Oma basteln soll. Ein Erlebnisbericht.

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Es gibt allerdings einen Moment im Oma-Dasein, da muss sie wirklich gute Miene machen: Weihnachtsgeschenke der Enkel im Kleinkindalter. Wo Mama Tränen der Rührung in den Augen stehen: "Guck mal, sie hat einen Kreis gemalt! Ach, das ist die Mama, klar! Sorry, dass ich das nicht erkannt habe" - erkennt Oma mit etwas realistischerem Blick "Okay, das Ding ist reif für den Papiermüll."

Internet
Bild: ©Maram/Fotolia.com

Symbolbild Internet.

Sagen würde sie das natürlich nie. Und deswegen muss sie da auch dieses Jahr durch: Meine Tochter bastelt zum ersten Mal ein Geschenk - habe ich beschlossen. Wie bei unserem ersten Backabenteuer im vergangenen Jahr konsultiere ich wieder mal diverse Mamiforen im Internet.

Begabter Nachwuchs

"Also, meine zweijährige Luisa-Matilda klöppelt in diesem Jahr ein Spitzendeckchen für die Oma." - "Unser Yannik (3) sägt mit der Laubsäge eine Weihnachtslandschaft aus." - "Lorena gestaltet mit Aquarellfarben die Geburtsszene Christi."

Schluck! Okay?! Muss ich meine Ansprüche sogar etwas nach oben korrigieren? Ich wusste es schon immer: Meine Tochter ist eigentlich eine wahre Künstlerin und wird nur verkannt. Nicht ganz überzeugt, entscheide ich mich für ein Klebebild. Malia wird bunte Schnipsel mit einer Kinderschere ausschneiden und in einen von mir vorher aufgezeichneten Weihnachtsbaum-Umriss kleben.

Dafür ist alles zu Hause vorhanden: Plastiktischdecke zwei mal zwei Meter, knielange wasserfeste Malkittel für Mutter und Tochter, die Wand ist sind schon seit zehn Monaten abwischbar tapeziert.

Kleinkind malt mit Klebestick
Bild: ©katholisch.de

Weihnachtsgeschenk basteln mit Tücken.

Dann brauchen wir: Tonkarton, farbiges Papier, Klebestift, Kinderbastelschere, Geduld.

Vor allem der Klebenstift hat es meiner Tochter angetan. Nach einem "Mama aufmachen", wird er einem Fingerhineinbohrtest und einem Geschmackstest unterzogen. Beides führt dazu, dass Malia strahlt und ich schon keine Lust mehr habe. Aber gut.

Ich drücke meiner Tochter die Kinderschere in die klebrigen Händchen. "Jetzt schneide mal." Sie guckt mich verständnislos an. "Also du musst den Daumen da und die anderen Finger da reinstecken." Meine Tochter folgt brav meinen Anweisungen und versucht, ein Stück aus einem grünen Blatt Papier auszuschneiden. Der Erfolg ist so, als ob ein Rechtshänder das mit der linken Hand probieren würde. Nach mehrern Fehlversuchen und leichten Unmutsbezeugungen seitens meiner Tochter – die Schere fliegt in die Ecke - die rettende Idee: Wir können ja auch Schnipsl reißen. Sieht auch viel künstlerischer aus.

Malia hat keine Lust zu reißen, sie möchte lieber mit dem Kleber "malen". Also gut, reißt eben die Mama und das Kind verteilt den Kleber. Auf dem Tonkarton - "Schatz nur innerhalb der Baumumrisse" - auf dem Tisch, in ihren Haaren. Die von mir gerissenen Schnipsel kleben jetzt überall, nur nicht auf dem Weihnachtsbaum.

Bastelutensilien auf dem Boden
Bild: ©katholisch.de

Chaos nach dem Bastelversuch.

"Süße, ich glaube, das ist jetzt genug Kleber." – "NEEEEIIIIIIIN!!!!" Oh je. "ICH WILL MALEN!" – "Okay ich hole die Stifte." Ich eile ins Wohnzimmer und komme mit Holzstiften zurück. "NEEEEIIIIIN!!! Die anderen." - "Nein Malia", antworte ich, wie ich hoffe, freundlich aber bestimmt. Nachdem sie kürzlich die angeblich auswaschbaren Filzstifte auf dem Wohnzimmerboden getestet hat, bin ich geheilt.

Meine Tochter steigert sich in einen ihrer berüchtigten Wutanfälle hinein. "MAMA WEG!!!!" Irgendwie schwant mir, dass der gemütliche Bastelnachmittag kein gutes Ende nehmen wird…

Mit einer schnellen Bewegung, in die sie all ihren Zorn legt, krallt Malia ihre Hand in den Tonpapierbaum und fegt mit der anderen alle Schnipsel vom Tisch. Entnervt falle ich auf einen Stuhl und lasse meinen Blick über die Szenerie schweifen. Oma, denke ich, dieses Jahr hast du nochmal Glück gehabt.

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