Brandstifter im Tweed-Sakko
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Irgendwie ist es ja fast schon beruhigend: Laut einer am Sonntag veröffentlichten Studie des Instituts für Demokratieforschung liegen die Anhänger von Pegida mit den christlichen Kirchen kräftig über Kreuz. Knapp zwei Drittel der selbsternannten Retter des christlichen Abendlandes gaben bei einer Umfrage des Göttinger Instituts an, wenig oder gar kein Vertrauen in die Kirchen zu haben.
Die Gefahr, die Kirchenbank beim nächsten Gottesdienst mit einem Pegida-Anhänger teilen zu müssen, ist also äußerst gering. Dieser erfreuliche Umstand verdankt sich ganz sicher auch der klaren Haltung der Kirchen. Denn wenn sich die Pegida-Anhänger in so großer Zahl von ihnen distanzieren, haben Katholiken und Protestanten in der Auseinandersetzung mit den Pegidisten offensichtlich ziemlich viel richtig gemacht.
Doch ein tieferer Blick in die Studie lohnt - und er ist bei weitem nicht so erfreulich. Denn die Befragung zeigt auch, dass sich die Pegida-Anhänger weiter radikalisiert haben. Dies wird vor allem mit Blick auf die Flüchtlingskrise deutlich: 41 Prozent der befragten Pegidisten sprechen grundsätzlich allen Menschen ein Recht auf Asyl in Deutschland ab; vor allem gegenüber Flüchtlingen aus islamischen Ländern zeigt sich eine klar ablehnende Haltung. 94 Prozent der Pegida-Demonstranten plädieren zudem für autoritäre Krisenlösungen und 82 Prozent sprechen sich für eine "Befestigung und Verteidigung" der deutschen Grenzen aus.
Keine Frage: Diese Ergebnisse sind alarmierend. Noch alarmierender ist aber, dass die Pegida-Anhänger laut der Studie zu einem großen Teil aus dem bürgerlichen Milieu kommen. Rund ein Viertel der Pegidisten verfügt demnach über einen Hochschulabschluss, knapp die Hälfte der Befragten hat eine Angestelltenposition inne; Arbeiter und "prekarisierte" Schichten finden sich bei Pegida dagegen kaum.
Das bürgerliche Milieu, das doch eigentlich ein Bollwerk gegen extremistische Umtriebe sein müsste, scheitert gerade kolossal an genau dieser Aufgabe. Stattdessen betätigen sich immer mehr Mitglieder der Tweed-Sakko-und-Perlenketten-Fraktion selbst als Brandstifter.
In besonders widerwärtiger Weise bewies dies am Wochenende Beatrix von Storch. Die Frontfrau der Alternative für Deutschland (AfD) sprach sich explizit für einen Schießbefehl gegen Flüchtlinge an den deutschen Grenzen aus. Und auch wenn von Storch, die sich gern ein christliches Mäntelchen umhängt, für ihre Aussage heftigen Gegenwind bekam: Die Umfragewerte der AfD scheinen von der zunehmenden Radikalisierung ihres Spitzenpersonals sogar zu profitieren.
Umso wichtiger ist es, dass die Kirchen ihren eingeschlagenen Weg im Umgang mit der AfD und deren Geistesgenossen von Pegida konsequent weitergehen. Es bleibt gültig, was der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick schon im Dezember 2014 mit Blick auf Pegida sagte: "Ein Christ darf nicht bei etwas mitmachen, das ganz oder teilweise nicht mit christlichen Grundsätzen und den Werten des Evangeliums übereinstimmt."