Uwe Bork über den Rundfunkbeitrag in Deutschland und der Schweiz

Christliche Werte lassen sich nicht in Euro bemessen

Veröffentlicht am 02.03.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Uwe Bork über den Rundfunkbeitrag in Deutschland und der Schweiz

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Die Schweizer, denen wir ja schon dreieckige Schokoladen und biologisch höchst korrekte Hardcore-Hustenbonbons verdanken, könnten für uns Deutsche ein weiteres Mal zu revolutionären Ideengebern werden. Wenn die für den kommenden Sonntag anberaumte Volksinitiative über den Rundfunkbeitrag Erfolg hat, wäre das vermutlich nicht nur der Anfang vom Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems bei unseren Nachbarn, auch bei uns könnten denjenigen wertvollen Rückenwind erhalten, die schon seit langem gegen "Zwangsgebühren" und einseitige Berichterstattung durch ARD, ZDF & Co wettern. Die Argumente derjenigen, die den nicht-kommerziellen Funkhäusern in beiden Republiken am liebsten einen weitgehenden Sendeschluss verordnen würden, ähneln sich und sie klingen im ersten Moment überdies höchst überzeugend: Mehr Wahlfreiheit für den mündigen Bürger werde es geben, die privaten Medienunternehmen hätten endlich gleiche Chancen und billiger würde das Ganze auch noch.

In der Tat: Wenn jeder von uns nur noch für die Sendungen bezahlt, die er auch sieht oder hört, könnte das zunächst einmal so manches Portemonnaie entlasten. Zu befürchten steht allerdings, dass ein Medienangebot, das nur noch den Gesetzen des Marktes und dem Wunsch nach Profit gehorcht, sich bald nur noch auf Sport, Spielfilme und Pornos beschränkt. Das meint jedenfalls Roger Schawinski, selbst einer der Pioniere des privaten Radios und Fernsehens in der Schweiz und in Deutschland.

Kein Thema für einen Kommentar an dieser Stelle? Ich meine doch.

Christen kann es nicht egal sein, wenn Gesellschaft zerbröckelt. Ihr Glaube ist keiner, der nach dem stillen Kämmerchen verlangt, um praktiziert zu werden, im Gegenteil. Christliche Werte wollen und sollen in der Gemeinschaft umgesetzt werden, dafür finden sich in der Bibel zwischen den Zehn Geboten und der Bergpredigt genügend Beispiele. Wenn nun aber der Raum für Fragen des Friedens, der Solidarität und der Erhaltung der Schöpfung in den Medien zusehends enger wird, muss das nicht nur Christen mit Sorge erfüllen. Die gesamte Gesellschaft gerät in Gefahr, wenn sie sich darauf beschränken lässt, ihre Werte allein in Euro und Cent zu bemessen.

Der Autor

Uwe Bork war Leiter der Fernsehredaktion "Religion, Kirche und Gesellschaft" des Südwestrundfunks (SWR) und arbeitet jetzt als freier Journalist und Autor in Esslingen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.