Den Nachlass von Nikolaus weitergeben
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Erwartungsvoll öffne ich am 6. Dezember in der Früh die Tür: Hat er an mich gedacht? Oder bin ich leer ausgegangen? Nein, da lehnt er, der braune Jutesack mit dem fröhlich lachenden, herrlich nostalgischen Nikolausgesicht. Ich grinse über beide Ohren. Während ich den Sack aufreiße, fallen auch schon Mandarinen, Nüsse, Schoko-Nikoläuse und andere Leckereien heraus. Erinnerungen, Bilder, die sich im Gehirn festgesetzt haben. Und die ich immer wieder gerne vor meinem inneren Auge abspiele.
Ja, das war eine schöne Kindheit. Mit christlichen Ritualen und Bräuchen. Und dem Nikolaus, der gütig, freundlich mit tiefer, sonorer Stimme die Leviten las, während sich der Dackel der Großeltern knurrend unter den Tisch verzog. Imposant und angenehm Respekt einflößend stand er in seinem Priestergewand im Wohnzimmer, der stattliche alte Herr, auf dem Kopf eine Mitra thronend, den Bischofsstab in der einen, das Benimm-Buch in der anderen Hand. Natürlich kannte man bereits als Kind die Geschichten von Nikolaus, einem der wichtigste Heiligen, der wirklich gelebt und von seinem Reichtum Bedürftigen abgegeben hat – er ließ Armen- und Waisenhäuser bauen. Nicht nur deshalb wird er heute als Schutzpatron der Kinder, Bäcker und Seeleute verehrt.
Nun bekommt dieser ehrwürdige Nikolaus Konkurrenz. "Ho, ho, ho" tönt der rotgewandete "Weihnachtsmann" durch Kaufhäuser, Märkte, Fernseh-Werbung, um eine dunkelbraune Zuckerbrause an die Verbraucher zu bringen, Schmuck, Spielsachen oder Kochtöpfe. Kitschig, künstlich, kommerzig. Der Weihnachtsmann im Trend? Heiliger Bimmbamm, bloß nicht! Lasst uns unsere christlichen Werte und Wurzeln nicht vergessen. Als Christ geht es nicht um gnadenloses Raffen, um immer noch mehr Besitz, um kalten Egoismus. Wer führt uns das besser vor Augen als Papst Franziskus – nicht nur im gerade erst beendeten Heiligen Jahr der Barmherzigkeit.
Der Heilige Nikolaus hat es klar vorgelebt: Uneigennützigkeit, Nächstenliebe, Respekt, selbstloses Teilen und Schenken sind die wirklich wichtigen Werte – nicht der Besitz des neuesten Smartphones. Gebt diesen Nachlass von Nikolaus unseren Kindern, Enkeln, Nichten und Neffen weiter! Denn das ist es, was unsere Gesellschaft zusammenhalten wird. Auch, wenn ich mich wie damals gefreut habe, als mein Chef jetzt einen Schoko-Nikolaus auf den Tisch gestellt hat.