Derselbe Gott?
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"Wir glauben doch eh alle an denselben Gott." Das ist das Mantra, das viele Christen auf ihren Lippen tragen. Katholiken meinen das besonders seit der Religionsdialog-Euphorie der Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner progressiven, wohltuenden und wohlmeinenden Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen: "Mit Wertschätzung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den einzigen Gott anbeten…" Damals gab es jedoch keinen derart brutalen "Heiligen Krieg" wie jetzt, mit global mehr als 32000 Opfern allein 2014. Die dschihadistischen Verbrechen extremistischer Muslime, die Andersgläubige als Ungläubige und keineswegs als Gläubige an denselben, einzigen Gott betrachten, müßten uns eines Besseren belehren. Besonders bitter ist, daß der extremistische Islam in der Hoch-Zeit der interreligiösen Gespräche, der vielen religionsübergreifenden Friedensgebete wie in Assisi aufblühte. Welch ein Schlag ins Gesicht der "Menschen guten Willens" gerade auch unter frommen Muslimen!
Offenkundig haben jene Verständigungsbemühungen nur die obersten, bestgebildeten theologischen Gelehrten des Islam erreicht, nicht das Volk. Imame verschiedenster Schattierungen in Stadtteil- wie Dorfmoscheen nicht nur Arabiens predigen unbeirrt traditionalistisch weiter, als habe sich nichts getan. Vielfach ziehen Wanderprediger umher mit radikalisiertem Einschlag. Sind Christen, die sich selber mühsam zu einem universalistischen und pluralistischen Gottesverständnis durchgerungen haben, einer Illusion aufgesessen? Im Blick auf die traurigen Fakten muß man ernüchtert feststellen: Ja. Der Religionsdialog mit dem Islam ist, was seine Durchdringungskraft nach unten anbelangt, gescheitert.
Benedikt XVI. meinte einmal, einen interreligiösen Dialog im eigentlichen Sinne, der mehr ist als nur ein Austausch der Standpunkte, könne man gar nicht führen, allenfalls einen interkulturellen. Möglicherweise ist das zu pessimistisch, vielleicht aber doch realistisch. Jedenfalls liegt es einzig und allein an den Muslimen, ein universalistisches Gottesbild für den eigenen Glauben zu entwickeln, so wie es auf katholischer Seite zum Beispiel ein Karl Rahner, ein Pierre Teilhard de Chardin, ein Leonardo Boff oder ein Hans Küng zuwege gebracht haben.