Die wahre Identität?
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die aktuelle Vanity Fair findet reißenden Absatz. Sie zeigt Bruce Jenner, alias Caitlyn. Eine höchste attraktive Mitfünfzigerin mit dem Dekoltée einer Mitzwanzigerin. Einziges Problem: Caitlyn ist keine Frau, sondern ein Mann. Daran ändert auch Präsident Obama nichts, der ihm zu seinem Mut gratulierte, nun eine Frau zu sein. Diejenigen, die Caitlyn als Ikone des Transgender feiern, kommen allerdings nun in große Erklärungsnot, warum das, was für Bruce gilt, nicht auch für Rachel Dolezal gelten soll.
Rachel ist Präsidentin der "National Association for the Advancement of Colored People" in Spokane/Washington, einer Art Lobbystelle für Farbige. Seit Jahren gibt sich Dolezal als Schwarze aus. Einziges Problem: Sie ist weiß und hat deutsche, schwedische und tschechische Wurzeln. Weniger schwarz geht kaum. Vom Magazin ihrer eigenen Organisation zu ihrer Hautfarbe befragt, sagt Rachel: "Diese Frage ist nicht so leicht wie sie scheint. Sie ist komplex...und ich weiß nicht, ob das jeder verstehen würde." Außerdem gibt sie an, in einem Teepee geboren worden zu sein und mit ihrer Familie Nahrung mit Pfeil und Bogen gejagt zu haben. Blond sei sie, weil sie vor Jahren an Krebs erkrankte und sie gibt ihren (schwarzen) Adoptivbruder als ihren Sohn aus.
Ihre Eltern sagen, nichts davon sei wahr.
Man könnte es als absurde Story abtun, wäre Rachel Dolezal nicht überall in den Medien. Eine neue Kategorie ist geboren: nach transgender kommt nun transracial. Und was kann man auch dagegen sagen? Wenn ein Mann zur Frau werden kann, warum soll dann eine Weiße nicht zur Schwarzen werden können – wenn dies doch ihre wahre Identität ist?
Dolezal ist ein neues Prachtexemplar der Gendertheorie.
Wenn die Wirklichkeit nichts mehr zählt und unser Mann- oder Frausein auf soziokulturelle Rollen reduziert wird, hat man Rachel dann wirklich noch etwas Ernsthaftes entgegenzusetzen? Jede Zelle von Caitlyn würde unter dem Mikroskop eindeutig ergeben, dass sie trotz ihres Dekoltées und ihrer wallenden Haare eindeutig und über jeden Zweifel erhaben Bruce ist. Für Präsident Obama ist es sein "großer Mut", der ihn zur Frau gemacht hat. Sollte man Rachel Dolezal nicht auch zu ihrem Mut gratulieren, statt in starren Biologismen haften zu bleiben?