Ein entschiedener Reformator zieht durch
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Personalpolitik ist Machtpolitik. In der römisch-katholischen Weltkirche allzumal. Denn dort werden nur in wenigen Ausnahmen (etwa bei den Bischöfen in der Schweiz oder Deutschland sowie bei Ordensgemeinschaften) die Macht-Habenden gewählt. Ist ein Bischof erst mal in sein Amt eingesetzt, prägt er in der Regel für viele Jahre die ihm anvertraute Teilkirche.
Franziskus hat als aufgeschlossener Erzbischof der Hauptstadt Buenos Aires bis zu seiner Wahl zum Papst 2013 unter konservativen, politisch weit rechts stehenden Bischöfen in der argentinischen Bischofskonferenz gelitten. Die riefen seinerzeit einen "Kreuzzug gegen die Homosexualität" aus und zeigten sich für die Fragen extremer Not und Armut jedoch schwerhörig. Weil sie gegen die Befreiungstheologie kämpften, waren sie unter den Päpsten Karol Wojtyla und Joseph Ratzinger ins Amt gelangt.
Franziskus steuert nun konsequent um, ein Richtungswechsel ins Progressive. Er hat bereits 700 Bischöfe neu ernannt, etwa 15 Prozent des Welt-Episkopats. Franziskus' neue Ausrichtung bedeutet: Es kommen Kandidaten zum Zug, die seinem Profil entsprechen. Am deutlichsten wird dies in Lateinamerika, seinem Heimatkontinent, sowie in Italien. In Italien hat er ein Drittel der 213 kleinen Bistümer neu besetzt. Schlagzeilen macht Ferrara: Dort hatte Altbischof Luigi Negri (75) als markiger Muslimgegner gewirkt. Franziskus setzte Giancarlo Peregio ein. Der 56-Jährige war bislang Chef der Flüchtlingsfachstelle bei der italienischen Bischofskonferenz.
In der traditionell Rom-kritischen Großstadt Bologna, die jahrhundertelang zum Kirchenstaat gehörte, folgt auf den konservativen Kritiker des Papstkurses, Carlo Caffarra (78), der römische Weihbischof Matteo Zuppi (61) von der Basisgemeinschaft Sant'Egidio. In Palermo hat Franziskus den Anti-Mafia-Pfarrer Corrado Lorefice (54) zum Erzbischof gemacht, in Padua den Caritas-Aktivisten Claudio Cipolla (62). Papst Franziskus' neue Bischöfe sind allesamt relativ jung, sie werden lange amtieren und sie sind nahe bei den Leuten. Sie kennen, um mit Franziskus zu sprechen, den Geruch ihrer "Schafe". Auf diese Weise verändert Franziskus Zug um Zug von oben die Kirche. Zum Ärger mancher Konservativen, doch sehr zur Freude sozial- und gerechtigkeitsorientierter Christinnen und Christen.