Susanne Hornberger über das Abhängen von Kreuzen

Eine fatale Entscheidung!

Veröffentlicht am 25.01.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Susanne Hornberger über das Abhängen von Kreuzen

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Da kann man nur noch verwundert den Kopf schütteln. Ein Richter hat ausgerechnet am Amtsgericht im bayerischen Miesbach bei der Verhandlung gegen einen 21 Jahre alten Asylbewerber aus Afghanistan das Kreuz im Gerichtssaal abgehängt. Der Taliban-Sympathisant hat einen geflohenen Landsmann mit dem Tod bedroht, weil dieser Christ geworden war und sonntags in die Kirche geht.

Der Richter wollte dem Angeklagten demonstrieren, dass die Justiz in Deutschland von der Religion unbeeinflusst ist und weltanschaulich neutral urteilt. Des Richters Rechtfertigung: Er habe sich gefragt, wie er den Angeklagten davon abhalten könne, in Zukunft weitere Straftaten zu begehen. "Das Kreuz würde ihn erst recht zu christenfeindlichen Taten provozieren." Da hat dieser Jurist einiges nicht verstanden, im Religionsunterricht offensichtlich geschlafen. Sonst wüsste er, dass das Kreuz doch das Zeichen des christlichen Menschen- und Wertebildes ist, in dem unsere Rechtsordnung ihre Wurzeln hat. So werden jedem einzelnen Angeklagten Rechte zuteil, im Falle einer Verurteilung erhält er nicht nur eine Strafe, sondern wird außerdem resozialisiert. Dabei fällt einem das biblische Gleichnis vom "verlorenen Sohn" ein, der reumütig zurückkehrt und trotz Fehlverhaltens vom Vater wiederaufgenommen wird – ohne Wenn und Aber. Selbst ein Sünder erhält also eine faire Chance.

Das Kreuz ist ein Symbol dafür, dass Gott Mensch geworden ist – bis in die letzte Konsequenz des Todes an diesem antiken Marterwerkzeug. Für uns Christen ist das Kreuz aber vor allem Zeichen der Versöhnung, der Erlösung und der Gnade. Deshalb ist der Mensch in seiner Würde unantastbar. Außerdem ist Gott kein strafender, sondern ein annehmender, liebender Gott. Das Kreuz ist deshalb gerade in einem Gerichtssaal sehr wohl passend und ein versöhnendes Zeichen – selbst und vielleicht gerade für Mörder und andere Schwerverbrecher. Unter Umständen sogar ein Ansporn, besser zu werden, sich zu ändern. Mit dem Abhängen des Kreuzes hängt man alle christlichen Werte ab. Fatal!

Von Susanne Hornberger

Die Autorin

Susanne Hornberger ist Chefredakteurin der Münchner Kirchenzeitung.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.