Jeremias Schröder über die Kanzlerinnenkrise

Endlich geht es um etwas Wichtiges

Veröffentlicht am 15.09.2016 um 00:01 Uhr – Von Jeremias Schröder OSB – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Jeremias Schröder über die Kanzlerinnenkrise

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An dieser Kanzlerin-Merkel-Krise ist erfreulich, dass es endlich einmal um etwas Wichtiges geht. Nachdem ziemlich bedeutende Politiker zuvor über Oktoberfestbesuche gestolpert sind wie Bundespräsident Wulff oder über spitze Kommentare wie Bundespräsident Köhler oder über andere Belanglosigkeiten, richtet sich die zwar oft verhaltene aber auch flächendeckende Kritik an der Kanzlerin nicht gegen Petitessen.

Grenzöffnung, unkontrollierter Flüchtlingsansturm, Rechtsbruch und internationale Verstimmungen – das ist eine Krisensubstanz, der man sich nicht zu schämen braucht. Man muß schon an Helmut Kohls Versagen bei der Senkung der Arbeitslosigkeit zurückdenken, um etwas Vergleichbares zu finden. Seine Ehrenwort-Verschwiegenheit erreichte diese Ebene wohl eher nicht.

Der bayerische Beitrag zur aktuellen Diskussion ist im Tonfall oft sehr – nun, bayerisch. Das heißt, dass von Zeit zu Zeit auch bereitwillig an niedrigere Instinkte appelliert wird. Aber man muss auch zugeben, dass es vor allem München war, wo immer wieder auf die Unterminierung des Rechtsstaates hingewiesen wurde.

Bei uns im Kloster gilt die Regel, dass man auch auf die jüngeren Mitbrüder hören muss, weil manchmal gerade denen offenbart wird, was das Richtige ist. Wir sind im Kloster, ähnlich wie in der bundesdeutschen Politikerklasse, eher Ireniker, also Leute, die den Frieden lieben und offenen Konflikt nicht so mögen. Manchmal ist letzterer allerdings unvermeidbar. Aber es sollte dann schon um etwas Wichtiges gehen.

Von Jeremias Schröder OSB

Der Autor

Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.