Gudrun Lux zur Gebetswoche für die Einheit der Christen

Gemeinsame Eucharistie jetzt!

Veröffentlicht am 18.01.2016 um 00:01 Uhr – Von Gudrun Lux – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Gudrun Lux zur Gebetswoche für die Einheit der Christen

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Einerseits haben wir uns an die Trennung gewöhnt und nehmen sie als "normal", als gegeben hin. Andererseits wird die formale Trennung mit all ihren Ansprüchen und Regeln immerzu unterlaufen durch Unkenntnis, Ignoranz oder ganz bewussten Ungehorsam.

Und doch: Die Trennung der christlichen Konfessionen bleibt ein Skandal.

Ja, vieles ist schon gewonnen, viele Schritte sind schon gegangen – etwa die gegenseitige Anerkennung der Taufe oder die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Doch da, wo es den Menschen nahe geht, stehen wir vor Tradition und Lehre und staunen, wie wenig Freiheit und Liebe möglich zu sein scheint.

Sprechen wir ernstlich noch vom Dilemma der konfessionsverschiedenen Paare? Davon, dass der evangelische Gatte nicht die Kommunion im katholischen Gottesdienst empfangen darf? Davon, dass wir Menschen, die in unseren Gemeinden mit uns feiern, die eucharistische Gastfreundschaft verweigern (sollen)?

Wäre es nicht so traurig, könnte man herzlich darüber lachen, wie hier krampfhaft versucht wird, an dieser Überlieferung festzuhalten, die so weit weg ist von den Menschen. Ich habe Theologie studiert und verstehe – systemimmanent denkend – die Argumente, die die Trennung begründen. Und doch steht mein Glaube dagegen, an dieser Trennung festzuhalten.

Denn mein Glaube erzählt von Weite und Freiheit, von Liebe und Größe. Wer zum Tisch des Herrn tritt, der wird nicht abgewiesen – kein Zöllner, keine Dirne und keiner, der zur "falschen" Konfession gehört. Seid nicht kleingläubig, möchte ich nach Rom und in so manches deutsche Bischofshaus rufen, habt keine Angst, sondern seid Zeugen SEINER Liebe.

Papst Franziskus, nach dem gemeinsamen Abendmahl konfessionsverschiedener Ehepaare gefragt, sagte vor zwei Monaten, er habe keine Kompetenz, das zu gestatten, aber das Leben sei größer als die Theologie. Das persönliche Gewissen, das der katholischen Lehre nach übrigens ohnehin an erster Stelle steht, ist auch hier tragend. Der Papst sagt: "Sprecht mit dem Herrn und geht weiter."

Heute beginnt die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Ein Gott, ein Glaube, eine Taufe. Beten wir, dass wir – auf allen Ebenen – den Mut haben, weiter zu gehen.

Die Autorin

Gudrun Lux ist freie Journalistin, Autorin und Kommunikationsberaterin in München.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Gudrun Lux