Islam ist nicht gleich Islam
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Eine der größten Katastrophen weltweit spielt sich derzeit im Jemen ab: 70 Prozent der Bevölkerung benötigen dringend Hilfe, leiden unter Hunger, und eine Cholera-Epidemie breitet sich aus. Im bitterarmen Jemen hat ein Bürgerkrieg zu der dramatischen, aber zu wenig beachteten Situation im Hinterhof der arabischen Welt geführt. Gerade Kinder und schwangere Frauen brauchen einen Waffenstillstand und humanitäre Hilfe, um überleben zu können.
Ähnlich wie bei den Kämpfen in Syrien und im Irak liegt eine wesentliche Ursache im tiefgreifenden Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, für den die Regime von Saudi-Arabien und Iran Waffen und Geld an Kämpfer im Jemen liefern. Ähnlich wie im verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) vermischen sich auch hier auf unheilvolle Weise Religion und Politik - und am Ende bleiben nur Verlierer übrig.
Zugleich zeigt sich, dass es grundfalsch ist, pauschal von "dem" Islam zu sprechen. Gerade der Konflikt im Jemen belegt: Islam ist nicht gleich Islam. Die Weltreligion mit 1,6 Milliarden Anhängern bietet mit ihren verschiedenen Glaubensrichtungen ein ebenso vielfältiges Bild wie das Christentum mit Orthodoxen, Katholiken und Protestanten unterschiedlicher Ausprägung. Die Opfer von Gewalt und Krieg im Nahen Osten sind in vielen Fällen Christen, noch mehr aber sind es Muslime selbst.
Genauso falsch ist es, ganze Regionen oder Personen mit dem Bösen gleichzusetzen oder gar das Feindbild Islam zu pflegen, was leider auch in bestimmten katholischen Kreisen geschieht. Der Papst nimmt immer wieder wohltuende Differenzierungen vor. So sagte Franziskus im Angelusgebet am 23. Juli, das Gute und das Böse könnten nicht mit fest umschriebenen Gebieten oder bestimmen Menschengruppen identifiziert werden.
Um die Krise zu bewältigen, ist ein innerislamischer Dialog nötig. In Mitteleuropa setzten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg allmählich Aufklärung und Toleranz durch, in einem mühsamen Prozess. Davon ist die muslimische Welt leider weit entfernt.