Kein Skandal, nur Liebe
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Einstimmig hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) einen Beschluss in Vorbereitung der Familiensynode gefasst: ein klares Plädoyer für die sakramentale Ehe, die Unterstützung von Eheleuten und Familien in ihrem Leben und ihrer Berufung – und eben auch: für die vorbehaltlose Akzeptanz des Zusammenlebens gleichgeschlechtlicher Paare, schließlich Segensfeiern für diese Lebensgemeinschaften.
Dass das ZdK sich so vorbehaltlos an die Seite gleichgeschlechtlich Lebender und Liebender stellt, und vor allem: dass das so einhellig geschieht, war vorher alles andere als klar; die entsprechenden Stellen kamen erst durch Änderungsanträge in dieser Deutlichkeit in den Text. Nach langer Debatte, aber am Ende ohne Protest haben alle zugestimmt – und im ZdK ist eine große Bandbreite der katholischen Gläubigen in Deutschland vertreten: Die Vertreter aller diözesaner Räte, die Sozialverbände und die Studentenverbindungen, geistliche Gemeinschaften, Jugendverbände und Hilfswerke. Auch der "geistliche Assistent" des Gremiums, Bischof Gebhard Fürst, hat kein Veto eingelegt.
Dass das ZdK so deutlich abgestimmt hat, ist ein klares Zeichen: Das ist keine leichtfertig getroffene Entscheidung gewesen, keine Provokation. Für immer mehr Katholiken ist der Umgang mit Homosexuellen eine Gewissensfrage: Sie (ich auch) wollen sich nicht mehr schuldig machen am Lebensglück der Menschen, deren Natur so ist, wie sie ist, und die in ihrer Liebe auf einen anderen Menschen hingeordnet sind, der das gleiche und nicht das andere Geschlecht hat.
Verweise auf die Tradition erscheinen hohl, formal und fühllos, wenn zu dieser Tradition einmal auch die Ablehnung der Menschenrechte und der Demokratie gehörten. Verweise auf "Verwirrung" und Spaltung in der Kirche werfen die Frage auf: Wo herrscht denn wirklich Verwirrung? Bei denen, die sich von der Liebe zweier Menschen anrühren lassen, oder bei denen, die diese Liebe "objektiv ungeordnet" finden? Wer betreibt die Spaltung: Diejenigen, die Schwule und Lesben unter den Schutz des Rechts stellen wollen – oder die in der Kirche, die Unrechtsgesetze gegen Homosexualität gutheißen?
Dass es diesen Beschluss gibt, ist nicht der Skandal. Sondern dass es immer noch nötig ist, Achtung und Wertschätzung für Liebe einzufordern.