Krach schadet nicht
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Es hat immer schon mal gekracht, mal lauter, mal leiser, wenn in der Spitze der katholischen Weltkirche ein theologischer oder politischer Richtungsstreit ausgetragen wurde. Das ist nicht weiter schlimm, denn der produktive Streit hat die Kirche von Anfang an vorangetrieben. Schon unter den Aposteln hat es laut Apostelgeschichte in Jerusalem und anderswo gekracht. Und das war gut so.
Ich finde es gut, das Kardinal Reinhard Marx und drei Viertel der Deutschen Bischofskonferenz nicht schweigend einknicken, weil Papst Franziskus und sein Glaubensbehördenchef Erzbischof Luis Ladaria SJ das lange erarbeitete Dokument der deutschen Bischöfe, das evangelische Partner im Ausnahmefall an der Kommunion teilnehmen lassen will, für noch nicht veröffentlichbar halten. Ich finde es gut, dass Marx deshalb im Juni – abseits der Öffentlichkeit - zum Papst gefahren ist, um von Angesicht zu Angesicht mit Franziskus über den Streit zu sprechen. Dabei ging es dem Vernehmen nach unter vier Augen im Vatikan laut zu. So laut, dass der Krach zwischen Marx und Franziskus im Nachbarraum zu hören war. Außerdem übergab Marx die deutschsprachigen Interviews und Stellungnahmen hochgestellter konservativerer Kreise, um Papst Franziskus die öffentlichen Folgen seines pontifikalen Zickzackkurses klarzumachen.
Auf dem Spiel steht viel. Die Spaltung, das Schisma zwischen "Oben" und "Unten" in der katholischen Kirche Deutschlands droht sich zu vertiefen. Während die Oberhirten miteinander ringen und nach Orientierung streben, gehen die Gemeinden, mal couragiert, mal verzagt sowie von Zölibats-verursachten Zusammenlegungen gebeutelt, ihren Weg.
Natürlich geht die katholische Kirche über Streitigkeiten wie den aktuellen nicht unter. Doch der Weg der engagierten Gläubigen, die an der Basis der Kirche in den vielgestaltigen Gemeinden den Karren ziehen, wird erschwert.